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1994/12/31 EIN österreichischer Information-Highway ist möglich
DIR Dr. Hans G. Zeger
Seit die US-Administration unter Bill Clinton und Al Gore das Schlagwort vom 'Super-Information-Highway' prägte, beherrschen täglich neue Ankündigungen von Diensten der Superlative (100, 200, 500, tausend parallele Fernsehkanäle, HDTV 3#, Interactive-TV 4# und Individual-TV 5#) und ständigwechselnde strategische globale Firmenallianzen die Medien.

Auch die österreichische Bundesregierung nutzte den Sommer für eine groß angekündigte Vranitzky/Klima-Kommunikationsoffensive zur technischen Umsetzung eines österreichischen Information-Highways. Undiskutiert und unhinterfragt bleibt dabei die Position Österreichs, sowohl als Wirtschaftsstandortund damit als Erbringer von Telekommunikationsleistungen, als auch als Nutzer von Telekommunikation.


Plakativ formuliert geht es um die Frage, ob Österreichs Kommunikationsausrüstung zum Zubringer eines Globalen Informationssystems wird oder zu einem gleichberechtigten Teil eines europäischen oder globalen Netzwerks.


Schnell kann der unvoreingenommene Konsument, aber auch der Politiker oder der Kleingewerbetreibende zur Überzeugung kommen, hier handelt es sich um einen quasi naturwüchsigen Fortschrittsprozeß, der 'irgendwann' auch in Österreich Fuß fassen wird und an den sich dann 'alle' Wirtschaftsunternehmen,Behörden wie Private beteiligen werden. 'Automatisch' wird es dann zu einer Anpassung bestehender Wirtschaftsbetriebe an diese neue Technik kommen, ansonsten werden die bisherigen Errungenschaften Österreichs, wie hohe Wertschöpfung, gute Produktivität, sozialer Friede, kulturelle Vielfalt,relativer Wohlstand und gute Lebensqualität bleiben, wie sie sind.


Im Lichte dieser ungenügend reflektierten Entwicklung sollen die Positionen 'irgendwann', 'alle' und 'automatisch' in diesem Beitrag analysiert werden.


Österreichs Telekommunikations


geschichte


Österreichs Telekommunikationsgeschichte muß vorerst mit der Feststellung beginnen, daß es keine Telekommunikationsgeschichte gibt.


Angesichts der wachsenden Bedeutung von Telekommunikation (Telefon, Telefax, electronic banking, -shopping und -mailing) mag dies überraschend klingen, aber es existiert immer noch kein regulierendes Gesamtkonzept. Selbst im neuen Fernmeldegesetz taucht 'Telekommunikation' bloß gegen Ende desGesetzes (Par. 39) in typisch österreichischer Manier als neue Institution ('Telekommunikationsbeirat') auf. Ziel dieser Einrichtung ist die Beratung des Verkehrsministers in grundsätzlichen Telekommunikationsfragen. Dem bewährtem sozialpartnerschaftlichen Muster gemäß erfolgt die Besetzung nachbekannten Proporzregeln.


Telekommunikationsfragen werden in Österreich immer noch unter fernmeldetechnischen Gesichtspunkten abgehandelt. Damit bewahrt Österreich eine seit dem Hofkanzleidekret Kaiser Ferdinands des Ersten aus dem Jahre 1847 stammende Tradition, die die Übermittlung immaterieller Nachrichten an diestaatliche Bewilligung knüpft.


Eine Position, die angesichts der damals drohenden seperatistischen Bewegungen einzelner KuK-Länder verständlich und nachvollziehbar ist. Dieser obrigkeitsstaatliche Anspruch wurde freudig von allen nachfolgenden Staatsformen und -verfassungen übernommen. Somit ist die gegenwärtige österreichischeTK-Landschaft entscheidend von den Großmachtsvorstellungen und -problemen der KuK-Monarchie geprägt.


Mittlerweile ist Österreich keine unüberschaubare Großmacht mehr. Statt des 1847 einzig vorhandenen TK-Dienstes Telegraphie existierten um 1980 nur eine Handvoll TK-Dienste (Telex, Telefon, Funk, TV, Rundfunk, ...), derzeit bestehen mehrere Dutzend Dienste. Das EU-Grünbuch zur Telekommunikation gehtdavon aus, daß es um die Jahrtausendwende mehrere hundert TK-Dienste gibt.


Die unmittelbaren Konsequenzen dieses obrigkeitsstaatlichen Ansatzes in Österreich sind bekannt: Die Post- und Telegraphenverwaltung setzte bis in die achziger Jahre auf den kontinuierlichen und stetig wachsenden Ausbau einiger weniger Dienste. Im wesentlichen wurden bis 1983 nur drei (!)Teledienste in Österreich angeboten (Telefon, Telex, Mobiltelefon B).


Alle drei Dienste waren mit typischen Wachstumsraten von 3 - 7 % pro Jahr charakterisiert, die PTV 6# als Dienstleister hatte sich nach dem kriegsbedingten Wiederaufbau der nationalen Kommunikationseinrichtungen (Telefon und Telex) auf ein gemütliches auf Jahrzehnte dahingehendes Wachstumeingestellt, bei dem nur in (menschlichen) Generationsabständen (20 - 30 Jahre) Neuerungen notwendig wären (neue Dienste bzw. Modernisierung bestehender Dienste). So dauerte die Diskussion um die Einführung des neuen digitalen Telefonsystems (OES7#) von 1970 bis 1986, also gut 16 Jahre!).


1983 als Jahr der Wende


Der Bereich der Datenkommunikation blieb dabei von der Post ausgeblendet. Datenkommunikation wurde als Geschäft einiger weniger großer EDV-Anbieter (IBM, Siemens, DEC usw.) angesehen, die für ihre Kommunikation zwischen den eigenen Rechenzentren und den Rechenzentren der wenigen Großkunden (vorallem Behörden) ihre Datenleitungen benötigten. Diese hatten sich die Leitungen selbst zu organisieren, die Post führte bloß das Genehmigungsverfahren durch.


Unmittelbare Konsequenz aus dieser Position war die verspätete Einführung von öffentlichen Datennetzen in Österreich. Erst 1983 wurden derartige Dienste angeboten, obwohl damals international diese Dienste schon seit einem Jahrzehnt existierten und von tausenden Anwendern, darunter auch schon vonPrivatpersonen und Kleinbetrieben benutzt wurden.


Immerhin diskutierte die CCITT 8# als gemeinsames Gremium aller Postverwaltungen schon seit 1972 (!) die Integration aller bestehenden Datendienste auf der Basis des vorhanden Telefonleitungsnetzes in ein gemeinsames Dienstbündel. Die Idee des ISDN (Integrated Services Digital Network) wurde damalsgeboren.


Diesen verspäteten Einstieg in die Datenkommunikation versuchte die Post ab 1983 durch umso hektischere Bemühungen auszugleichen. Innerhalb kürzester Zeit (2 Jahre) kamen mehrere konkurrierende Produkte auf den Markt (Datex-P 9#, Datex-L 10#, BTX 11, Teletex, Telefax). Freilich ohne geeigneteregulatorische Absicherungen (immer noch galt das funk- und telefonieorientierte Fernmeldegesetz), ohne klare Marketingstrategien und ohne klare Zielsetzungen, welche Dienste tatsächlich für welchen Benutzerkreis angeboten werden sollten.


Zwei dieser Dienste (Datex-L und Teletex) erwiesen sich als katastrophaler Flop. Datex-L war schon zum Einführungszeitpunkt technisch veraltet, Teletex wurde schlicht im falschen Marktsegment plaziert.


Teletex wurde als besserer Telex-Anschluß verkauft (schönere Schrift), dafür war aber eine neue Geräteausstattung notwendig. Weil jedoch die meisten Kommunikationspartner, besonders im internationalen Geschäftsverkehr, keinen Teletexanschluß hatten, konnte man die Funktionalität des Teletex garnicht nutzen und im Ergebnis wurden wieder nur Telex-Nachrichten verschickt. Nach einem Spitzenwert von 1576 Teilnehmern (1988) sank der Dienst heuer auf 367 Teilnehmer. Eine bislang unübertroffene Leistung in der TK-Branche.


Das Marktsegment 'schöne Korrespondenz' konnte der Telefax-Dienst wesentlich einfacher und besser abdecken. Durch die Möglichkeit, diesen Dienst auf vorhandene Infrastrukturen (Telefon) aufzusetzen und den Dienst völlig ohne Unterstützung/Behinderung durch den Netzwerkbetreiber, quasi am Betreibervorbei zu organisieren und zu benutzen, wuchs Telefax - trotz ursprünglich gleich teurer Endgerätepreise wie bei Teletex - sehr rasch zu einem Massenmarkt. Bezeichnend und für eine umfassende TK-Politik bedrückend ist dabei die Tatsache, daß weder die Post, als alleiniger öffentlicher Netzbetreiber,noch das Statistische Zentralamt, als offizieller Hort aller wirtschaftspolitischer Kenndaten auch nur die geringsten Vorstellungen über die Verbreitung von Telefax in Österreich haben. Private Erhebungen und Hochrechnungen von Endgeräteanbietern sprechen von rund 300.000 Geräten (1994).


Das für Teletex sinnvolle Marktsegment 'elektronischer Dokumentenaustausch' wurde - vermutlich auch aufgrund der 1983 in Österreich extrem geringen Automatisierung der unternehmensinternen Büroorganisation - nicht wirklich angestrebt.


Der Datex-P-Datendienst blieb - wohl durch eine unverständliche Gebührenpolitik der Post - eine Privatparty weniger großer Organisationen. Tatsächlich hätte Datex-P aufgrund seiner sehr frühen internationalen Standardisierung die Chance gehabt, der flächendeckende Datendienst der 80er-Jahre inÖsterreich zu werden.


Die BTX-Geschichte


Der Dienst BTX erfreut sich zwar jährlicher Wachstumsraten von 10 - 20 %, viel im Vergleich zum üblichen Postangebot, wenig jedoch im Vergleich zu den eigenen hochgesteckten Erwartungen wie im Vergleich zu den Zuwachsraten im Telefax-, Anrufbeantworter- und Mobiltelefonsektor.


BTX kann auch als hervorragendes Lehrbeispiel gelten, wie eine potentiell moderne und zukunftsweisende Idee durch Ignorieren eines integrierten Regulierungsauftrages zerstört werden kann.


Durch die Einführung von BTX ergaben sich von Beginn an eine Fülle offener Fragen aus den Dimensionen Technik, Ökonomie, Recht und Soziales. Haftungsfragen, arbeitsrechtliche Fragen, Fragen zum Konsumentenschutz und zum Datenschutz waren hier genauso zu stellen, wie zu möglichen sozialenFolgewirkungen, wie die Integration von BTX in bestehende betriebliche Strukturen usw.


Tatsächlich bestand jedoch bei den BTX-Anbietern kein ernsthaftes Interesse, diese Fragen zu klären. Die BTX-Einführung wurde fast ausschließlich unter technischen Gesichtspunkten vom Standpunkt der BTX-Anbieter und der PTV als Netzwerkbetreiber gesehen. Alle anderen Fragen wurden als 'verbotene'und der Diensteinführung lästige Fragen deklariert.


Mangelnde Akzeptanz größerer Benutzerkreise führten zu mangelnden Absatzchancen von BTX-Geräten und BTX-Diensten. Diese blieben teuer und wurden damit noch weniger nachgefragt. Vormals 'glühende' BTX-Promotoren, wie SIEMENS Österreich verabschiedeten sich nach kürzester Zeit wieder von diesemDienst.


Internationale Netze


Mittlerweile ist die Ausgangslage für TK-Dienste gegenüber 1983 völlig anders. Sowohl Privathaushalte, als auch die österreichischen Betriebe sind in einem enorm hohen Maß mit Personalcomputern ausgestattet. Auf ein inadäquates (und ungeeignet reguliertes) Dienstangebot wird die Anwortösterreichischer Verbraucher heute völlig anders ausfallen, als zu BTX-Zeiten.


Aufgrund der bis April 94 obrigkeitsstaatlichen Orientierung des Telekom-Sektors (fälschlicherweise als 'Postmonopol' beschrieben) hatte der Österreicher gelernt, den Dienst 'drahtgebundene Sprachübertragung in Echtzeit' untrennbar mit Telefonapparat, Telefonnetz und PTV zu verbinden.


Jeder Interessent, der an einem Zugangsrecht zu diesem weltweiten Dienst interessiert war, mußte dies bei der PTV tun, mußte die PTV-Leitung nehmen und bekam immer auch einen PTV-eigenen Telefonapparat mitgeliefert.


Sinnvoll ist diese Vorgangsweise in (Nach)Kriegswirtschaften, in denen die Herstellung von Telefonapparaten teuer war und nur die einheitliche Massenfertigung gute Preise lieferte, bzw. in denen das Gut 'verlegte Leitung' knapp bis gar nicht vorhanden war.


Irritierend an dieser Vorgangsweise ist, daß diese Nachkriegsphase in Österreich bis heute andauert (fast 50 Jahre). Heute können billigere, bessere und schönere Telefonendgeräte am freien Markt gekauft werden, trotzdem liefert die PTV immer noch ungefragt den ersten Telefonapparat zumTelefonanschluß mit. Dieser wird dann in vielen Haushalten rasch entfernt und verstaubt in irgendeiner Schublade.


Daß nicht in vielen Fällen völlig auf das Telefonangebot der PTV verzichtet wird - auch hier stünden vielen Organisationen schnellere, bessere und billigere eigene Leitungen zur Verfügung - ist ausschließlich durch das Fernmeldegesetz begründet.


Unmittelbares Ergebnis dieser unzeitgemäßen Identifizierung von Dienst/Netz/Endgeräte/Anbieter im Telefonsektor ist, daß sich immer mehr Österreicher vom Telefondienst der PTV verabschieden und Kunden ausländischer Dienstanbieter werden (Stichwort Telefon-Card).


Das Prinzip ist simpel: Neben dem Zugangsrecht zum Telefondienst bei der PTV erwirbt der kostenbewußte Konsument weitere Zugangsrechte bei den Netzwerkbetreibern A, B und C. Diese dürfen zwar keine physischen Apparate und Leitungen in Österreich installieren (Fernmeldegesetz), das ist aberunerheblich und unwichtig. Der Benutzer ist ja am Dienst und nicht an Geräten interessiert. Sein Zugangsrecht, etwa bei ATT, stellt ihm einen virtuellen Telefonapparat in den USA zur Verfügung, der über alle Funktionen eines konventionellen Telefongerätes verfügt. Durch Wahl seiner persönlichenNetzwerkkennung und Angabe seiner Vermittlungswünsche übernimmt das System die Gesprächsvermittlung und stellt dann - zu wesentlich geringeren Gebühren - die Verbindung mit dem österreichischen Teilnehmer her.


Der PTV-Telefondienst reduziert sich dabei auf 10 - 20 sekundenlange 'Gespräche' mit den USA, das PTV-Netz wird zum bloßen Zubringer zum Bell-, ATT-, Sprint-, usw. -Netz verwendet. Die eigentliche Wertschöpfung, das heißt die Erbringung des Telefondienstes erfolgt vollständig im Ausland. Nur beiinnerösterreichischen Verbindungen kann eine ausländische Telefongesellschaft - aufgrund der innerstaatlichen österreichischen Tarifpolitik - nicht billiger als die heimische PTV anbieten. Trotzdem sind Szenarien denkbar, die aus Wettbewerbs- und Marktübernahmeüberlegungen dazu führen können, daßfremde Telefongesellschaften auch die innerösterreichischen Verbindungen - zwar verlustbringend - zu geringeren Preisen wie die PTV anbieten.


Wertschöpfungsverluste durch


internationale Mehrwertdienste


Derartige Umgehungsdienste werden, diese Prognose kann gemacht werden, ohne kurzfristige, regulierende Eingriffe in den nächsten Jahren massenhaft anwachsen. Internationale Telefondienste, Kiosk- 12 und Audio-Mehrwertdienste 13, aber auch Daten-Mehrwertdienste könnten solcherart, bei enormenösterreichischen Wertschöpfungsabflüssen, über das Ausland abgewickelt werden. 3 bis 5 Mrd. Schilling an jährlicher Wertschöpfung könnten schon heute ohne großen organisatorischen Aufwand in das Ausland verlagert werden. Es ist leicht nachzurechnen, daß damit mehrere tausend Arbeitsplätze inÖsterreich binnen Jahresfrist verschwinden können.


Neben diesen - schon klassisch zu nennenden - Umgehungsdiensten blieb in Österreich bisher ausgeblendet, daß die öffentlichen PTV-Netze (Telefon, diverse Datennetze) nicht die einzigen in Österreich existierenden Netze sind.


Die oft aus reinen Serviceüberlegungen gegründeten Firmendatennetze, etwa von IBM oder General Electric, haben sich in den letzten Jahren zu Mehrzweck-Dienstleistungsnetzen entwickelt. Neben den klassischen Wartungsaufgaben können auch Datenbanken abgefragt werden, kann elektronische Post verschicktwerden, freie externe Computerleistungen können zu Grenzkosten vermietet werden, Informationen werden elektronisch publiziert und in Diskussionsforen findet ein reger Fachinformationsaustausch statt.


Diese Netze stehen auch in Österreich in immer größerer Dichte zur Verfügung. Auch hier beschränkt sich die Dienstleistung der Post auf reine Zubringerfunktionen zum nächsten Netzknoten (mit Modem/Wählleitung oder über Miet-/Standleitung). Der eigentliche Mehrwert, das Datenbankangebot, dieRechnerleistung, die Businessdienste finden im Ausland statt.


Diese Netze haben in Österreich noch eine äußerst geringe quantitative Verbreitung, lediglich im Wissenschaftsbereich (INTERNET) und bei einigen Spezialanwendungen (Speditionen, Electronic Fund Transfer, Broker/Händlerdienste) sind bei INFONET, General Electric Information System (GEIS) und IBM-INnennenswerte Anschlußzahlen zu registrieren.


Durch die wachsende Internationalisierung, aber auch durch die wachsende Rationalisierung der Großkonzerne (etwa in der Automobilindustrie) werden Zulieferer (Stichwort Just-in-Time) wie auch Händler immer stärker gezwungen sein, Datendienste zu benutzen.


Diese höhere Nachfrage wird auch in Österreich die Knotendichte der internationalen Netze erhöhen. Mittelfristig wird dann jeder Wirtschaftsbetrieb, der Bedarf an TK-Diensten hat, einen Knoten in Ortsgebietsentfernung haben. Es werden damit die Zubringerleitungen, die nach wie vor die PTV zurVerfügung stellen würde, immer kürzer.


Womit das paradoxe Phänomen eintreten wird, daß bei steigender Nachfrage von Telekommunikationsdiensten die PTV, die nur mehr Zubringerfunktion hat, unterproportional steigende Erlöse bzw. sogar Einnahmeneinbußen hinnehmen muß.


Klassische TK-Dienste wie POS#-Banking 14, Home-Shopping, Home-Banking, Telenews usw. könnten dann bequem ins kostengünstige Ausland verlegt werden. Wer gelernt hat, bei der Bank Austria das Telekonto zu benutzen, wird auch bereit sein, ein Telekonto in der Schweiz, in Luxemburg oder inGroßbritannien zu benutzen, besonders dann, wenn der Service besser, die Gebühren niedriger, die Zinssätze höher sind. Die Höhe des daraus resultierenden Wertschöpfungsabflusses kann nur ansatzweise erahnt werden, wandert dabei ja nicht nur TK-Wertschöpfung ins Ausland, sondern verlieren auch Bankenund Händler ihre bisherigen Spannen, entgehen dem Finanzminister wichtige Steuereinnahmen. Jedes Prozent des Nettoproduktionswertes, der im österreichischen Handel verloren geht, schlägt sich mit einem Wertschöpfungsabfluß von 2 Mrd. öS (!) nieder.


Bedeutung der Mobilkommunikation


Das bisher gesagte gilt unter der sehr konservativen Annahme, daß sich die Telekommunikationslandschaft in Zukunft kaum verändern wird.


Genau diese Annahme ist falsch. Tatsächlich sind extrem tiefgreifende Veränderungen zu erwarten, womit sich die Dynamik des Wertschöpfungsabflusses noch wesentlich steigern wird.


Die terrestrischen Netze erhalten durch Satellitennetze ernsthafte Konkurrenz (Satelliten-TV, Satelliten-Telefonie, Satelliten-Datenkommunikation). Die Verbreitung von VSAT#-Anlagen 15 (Mikrostationen, die zur Satelliten-Direktkommunikation geeignet sind) wird bisherige Standortnachteile inÖsterreich beseitigen. Betriebe der Rand- und Alpinregionen werden in Zukunft zu gleichen Bedingungen TK-Leistungen benutzen können, wie die Ballungsregionen.


Das EU-Grünbuch Satellitenkommunikation nennt zwar für 1990 nur wenige hundert VSAT-Zweiweg-Anlagen, dies ist jedoch ausschließlich auf ordnungspolitische, nicht auf technische Hemmnisse zurückzuführen. Bis 1998 sollen genau diese rechtlichen Hemmnisse vollständig beseitigt werden. Allein auswettbewerbspolitischen Überlegungen wird auch den österreichischen Unternehmen nicht der VSAT-Betrieb verweigert werden können. Womit nicht einmal die geringe Wertschöpfung 'Zubringerdienst' für die PTV übrig bliebe.


Parallel dazu wird bis 1998 auch der Sprachtelefondienst (als ein bisher der PTV reservierter Dienst) innerhalb der EU freigegeben. Zwar wird kaum ein Netzwerkbetreiber rasch in Österreich ein zweites drahtgebundenes Telefonnetz aufbauen können, sehr wohl ist - mit Errichtungs- undAmortisationshorizonten von weniger als einem Jahr - ein erdgebundenes Funktelefonnetz möglich. Das jüngst erschienene EU-Grünbuch Mobilkommunikation erwartet für die Mobilkommunikation ('personal communications') einen Sättigungsgrad von 80 % (gegenüber 50 % bei der fest verdrahteten Telefonie).Die Telefonanschlußzahl wird bei 50 % der Einwohnerzahlen stagnieren, bei den Mobiltelefonanschlußzahlen geschieht dies erst bei 80 %.


Auf Österreich umgesetzt bedeutet dies, daß die Drahttelefonie bei rund 3,8 Mio Anschlüssen ihre Sättigung erreichen wird (derzeit ca. 3,6 Mio.), das heißt, daß dieser Markt in den nächsten Jahren kaum Ausbaupotentiale enthält. Im Mobiltelefonbereich wird die Sättigung erst bei 6 Mio. Geräten liegen(bei derzeit 200.000 zugelassenen Geräten).


Dies bedeutet eine gewaltige Verlagerung der Wertschöpfung von der lokalen Kabelproduktion, der gewerblichen Bau- und Verlegearbeit zur international optimierten Massenfertigung von Endgeräten und wenigen Hochleistungs-Vermittlungseinrichtungen. Schon heute kommt der größte Anteil derMobiltelefonie-Komponenten aus dem Ausland, das EU-Grünbuch erwartet sich für die nächsten Jahre Endgeräte zu Preisen unter 250 ECU 16#, diese Geräte werden in Selbstbedienung im Supermarkt gekauft werden.


Durch die konsequente Trennung von Netz, Gerät und Dienst, wie sie erstmals im GSM#-Mobilfunksystem 17 realisiert wurden, ergeben sich weitere Gestaltungsmöglichkeiten für ideenreiche Konsumenten und Dienstanbieter.


GSM-Telefone könnten dann billigst während eines Urlaubs erstanden werden. Zulassungsprobleme sind nicht gegeben, da keine individuelle Zulassung notwendig ist. Das Recht zur Teilnahme am Telefonnetz erwirbt man durch Kauf von SIM's (Subscriber Identification Modules18)# in der nahegelegenen Trafik,über den Versandhandel oder per Tele-Load. Aufgrund der internationalen Normierung könnte zum Telefonieren das SIM des jeweils preiswertesten lokalen oder internationalen GSM-Providers verwendet werden.


Die Zukunft des Super-Information-


Highway


Wer sind nur die typischen Träger der 'strategischen' Allianzen? Hardware-Hersteller, wie Intel, Motorola, Softwarehersteller, wie Microsoft, klassische Telefonanbieter, wie ATT, SouthWest-Bell, Sprint und Unterhaltungsfirmen, wie TCI, BCE, TimeWarner und ICI verbünden sich zu jeweils ergänzendenKonsortien. Notwendig sind diese Allianzen dadurch, daß nur der Informationsanbieter mit sehr attraktiven Diensten (Unterhaltung- und Dienstleistung) als Highway-Anbieter auf den Markt kommen wird.


Die Frage ist jedoch, hat dieser Super-Information-Highway Zukunft? Oder handelt es sich um eine rasch zerplatzende Seifenblase, einen Reklamegag einer technikbegeisterten Administration, einen technologischen 'Push' zur Belebung der amerikanischen Konjunktur?


Vielfach wird auf die SDI-Initiative Reagan's verwiesen, die zwar ein geeignetes Instrument des Kalten Krieges war, jedoch keine brauchbaren Verteidigungssysteme hervorbrachte.


Dem ist entgegen zu halten, daß für den Information-Highway, im Gegensatz zu SDI, konkrete, realisierte physikalische Grundlagen existieren. Viele der 'fortschrittlichen' Weltraumwaffen gingen von technologischen Annahmen aus, die um den Faktor 1000 bis 10000000 vom gegenwärtigen Wissenstandentfernt waren.


Für den Information-Highway existiert jedoch die Technik, und die Infrastruktur ist vorhanden. So konnte Bell bei den allgegenwärtig verfügbaren Zwei-Draht-Kupferleitungen (Telefonanschluß) Übertragungskapazitäten von 6 Mb/s 19# realisieren, ausreichend um ein individuelles Fernsehprogramm zuübertragen (und nebenher auch noch zu telefonieren). Den gerne zitierten Glasfaser-Kabeln kommt dabei im ersten Realisierungsschritt erstaunlich geringe Bedeutung zu. Diese Kabel werden zuerst gar nicht bis zu den Endabnehmern geführt, sondern bilden ein flächendeckendes Kommunikationsrückgrat(Backbone), auf das bestehende Infrastrukturen, wie Telefonnetze, oder Koax-Netze der Kabel-TV-Betreiber aufsetzen können.


Erst in einer zweiten Phase, wenn das Informationsangebot noch einmal um die Faktoren 100 bis 1000 steigt, werden Privat-Glasfaser-Anschlüsse und/oder Breitband-Funkanschlüsse notwendig sein.


Weiters wird Cross-Marketing, als koordiniertes Zusammenspiel verschiedenster Branchen, laufend beim 'Push' neuer Filme vorexerziert. Die beteiligten Firmen haben längst Übung in dieser komplexen Form von Zusammenarbeit. Schon lange werden nicht mehr Filme produziert, sondern es werden einheitlicheProdukte/Trends über eine Vielzahl von Kanälen transportiert und vertrieben (siehe 'Jurassic Park'). Die Integration in eine differenzierte Telekommunikationslandschaft erscheint aus diesem Blickwinkel logisch.


Immer mehr US-Konsumenten sind bereit ihre Bedürfnisse elektronisch zu befriedigen (bzw. befriedigen zu lassen). So benutzen mehrere Millionen US-Haushalte kommerzielle Mailbox-Dienste, wie COMPUSERVE. Es besteht daher die Chance, die enormen Entwicklungskosten, die nur über einen Massenmarktfinanzierbar sind, tatsächlich hereinzubekommen. Weiters besteht für 10 Mio. US-Teleheimarbeiter (1993) ein rasch wachsender Bedarf an qualitativ immer besseren Datenverbindungen.


Unterstützt werden diese unidirektionalen Tendenzen durch eine Regierungspolitik des totalen Informationszugangs: Sowohl Verwaltungsinformationen, als auch Infrastruktureinrichtungen stehen zu Grenzkosten ('actual cost of dissemination') zur Verfügung. Damit ergeben sich weitere Anreize für Privateund Firmen, Datenkommunikation massenhaft zu benutzen. Kabel-TV-Firmen, wie TCI runden dieses Angebot an Diensten durch die Bereitstellung hunderter Infomercial-Kanäle 20 ab.


Österreichs Situation


Für Österreich bedeutet dies, daß ein stark differenzierendes Dienstangebot für den Massenmarkt (Konsumenten) rasch steigende Attraktivität gewinnen wird, sowie im betrieblichen Bereich eine Nutzung aus Wettbewerbsgründen notwendig wird.


Schon vor der Aufhebung des ORF-Monopols durch den Europäischen Gerichtshof (Nov 1993), war das Rundfunkmonpol faktisch gebrochen. Wenngleich aus gesellschaftspolitischer und nationaler Sicht in völlig unerwünschter und chaotischer Weise. Die immer populärer werdende Verwendung vonSatelliten-Empfangsanlagen überließ es weitgehend dem Benutzer, zu entscheiden, welches Programm er konsumieren will, ohne die geringsten ordnungspolitischen Eingriffsmöglichkeiten bezüglich Objektivität, Seriosität und Ausgewogenheit der ausgestrahlten Informationen.


Ein an sich zum Schutz der TV-Konsumenten geschaffenes Rundfunkgesetz (Stichwort: Objektivitätsgebot, ORF-Beirat, Begrenzungen der Werbezeit usw.) kehrte sich angesichts der technischen Entwicklung (Direktsatellitenempfang) in sein Gegenteil um. Der mangelnde gesellschaftspolitische Gestaltungswilleführte dazu, daß die Gestaltung der TV-Landschaft längst außerhalb Österreichs erfolgt und der Wertschöpfungsbeitrag in diesem Bereich tendenziell gegen Null geht.


Wie oben skizziert, bestehen auch im klassischen TK-Bereich die Mittel (oder sind knapp vor der allgemeinen Verbreitung), um bestehende einengende Dienstangebote zu umgehen oder in das Ausland zu verlagern. Wie weiters dargelegt, wird auch in Zukunft der Bereich Tele-Shopping, Tele-Banking undTele-Working, besonders aber Tele-Voting, Tele-Games und Interactive-TV in Österreich als Massenmarkt akzeptiert werden, es werden sich daraus enorme Nachfragekräfte mit dem Wunsch nach qualitativ hochwertiger Befriedigung entwickeln.


Diese Energien gilt es kurzfristig (in den nächsten 1 - 2 Jahren) so zu steuern, daß der Wertschöpfungsabfluß in das Ausland verhindert wird, bzw. daraus zusätzliche Wertschöpfungspotentiale für Österreich entstehen (etwa durch das Angebot geeigneter intelligenter Dienste, z.B. durch Entwicklungbesonders vertrauenswürdiger Dienste, 'Österreich als Tele-Schweiz'.


Verbreitungshemmnisse


Dazu ist es notwendig, in den Dimensionen Technik, Ökonomie, Recht und Soziales verbreitungsfördernde und hemmende Potentiale zu identifizieren und letztere in einer gesellschaftspolitsch befriedigenden Weise zu beseitigen.


So werfen viele der Shopping-Dienste völlig neue Fragen bezüglich Produkthaftung, Prospektwahrheit, Rücktrittsrecht, Wahrung der Garantieansprüche und Rechtsgültigkeit auf.


l Wenn ein Konsument über ein internationales Netz einkauft, welches Recht wird bei Reklamationen anzuwenden sein? Das nationale Recht des Netzbetreibers, des Betreibers des Zugangsknotens, des Produktanbieters, des Herstellers, des Lieferanten, des Auslieferers, ... ? Oft wird für Konsumenten garnicht erkennbar sein, wo tatsächlich eine Fehlleistung verursacht wurde.


l Wie wird Prospektwahrheit zu überprüfen sein, wenn Anbieter und Konsumenten von verschiedenen Versionen einer Teleseite ausgehen?


l Wie ist Haftung zu definieren, wenn eine Telebank plötzlich aus einem Netz verschwindet und das eingezahlte Geld nicht mehr zugänglich ist? Oder nur noch über eine Filiale auf den Bahamas?


l Wie wird Arbeitsrecht bei einem internationalen Tele-Working-Verbund durchzusetzen sein? Welches Arbeitsrecht überhaupt?


l Wie wird der Benutzer eines internationalen Netzes vor rassistischer, sexistischer, faschistischer oder schlicht falscher und irreführender Information zu schützen sein, ohne gleichzeitig gewaltige und unerwünschte Zensurbehörden zu installieren?


l Welche sozialen Konsequenzen wird das massive Auftreten von Sex- und Gewalt-Bildern, -Games und -Interactive-Videos haben?


l Wie werden derartige Produkte, die schon bisher höchste Attraktivität und Nutzungsraten hatten, rechtlich überhaupt zu regulieren sein, wenn die abgebildeten Personen gar keine handelnden Personen sind, sondern Computeranimationen? Es sind heute Programme verfügbar, die es den Konsumentenerlauben, in vorgefertigte Skripts eigene Porträts einzufügen und interaktiv zu manipulieren. Welche Konsequenzen hat es, wenn jemand das Bild seines Chefs in einen Opfer-Skript kopiert und sein eigenes in das eines sadistischen Folterers (oder umgekehrt)?


Zusätzlich sind umfangreiche urheberrechtliche Fragen zu klären, Fragen der Investitionssicherung, der Vertraulichkeit von Daten, der Erhaltung der Interoperabilität, der gerechten Zuordnung der Betriebskosten, der Überprüfbarkeit von Abrechnungen usw.


Die Entwicklung des TK-Marktes


Alle Empfehlungen und Positionspapiere der EU zielen in Richtung vollständiger Liberalisierung der Endgeräte, der beschleunigten Entwicklung neuer Dienste, des erleichterten Zugangs zu den neuen Diensten und der Betonung des Wettbewerbs der Dienstanbieter.


Die Rolle der traditionellen Postverwaltungen wird reduziert auf die Aufrechterhaltung der bestehenden terrestrischen Netzinfrastruktur. Alle weiteren Aktivitäten, sprich das Angebot von Diensten und/oder Endgeräten soll den Postverwaltungen zwar möglich sein, aber ohne wettbewerbsbeschränkendeMaßnahmen.


Dieser Vorgabe wurde seit April 94 (ausgenommen die Sprachkommunikation in Echtzeit) mit dem Fernmeldegesetz Rechnung getragen.


Jedes Unternehmen kann seither Teledienste anbieten, unter bestimmten Voraussetzungen ohne individuelle Genehmigungen ('anzeigepflichtige Dienste'), in den anderen Fällen nur durch Genehmigung der einzusetzenden Fernmeldeanlagen ('Betriebsbewilligung'). Damit ist der Weg frei für beliebigeInformation-Highway-Dienste.


Wer werden nun die leading players am österreichischen Markt sein?


Dazu ist es notwendig, die vorhandene technische Infrastruktur zu betrachten. Aus dem öffentlichen Bewußtsein fast völlig ausgeblendet ist die Tatsache, daß es neben den Post-Netzen eine Fülle weiterer, sehr leistungsfähiger Datennetze gibt, die sogenannten Sondernetze.


Alle Landesregierungen, alle Bundesministerien, alle Energieversorgungsunternehmen, aber auch die ÖBB und die Straßenverwaltungen haben das Recht, eigene Netze zu betreiben und nutzen dieses Recht auch sehr extensiv. Zum Teil können Glasfaserleitungen zu Niedrigkosten verlegt werden, die für diePostverwaltung unerreichbar sind. Etwa gleich im Zuge von notwendigen Bauarbeiten entlang der Schienenstränge oder auf den Hochspannungsmasten.


Weiters verfügen die Kabel-TV-Gesellschaften über ein qualitativ hochwertiges Endverbrauchernetz, über das sie mehr als 600.000 Haushalte in Österreich erreichen und weitere 400.000 kurzfristig anschließen können.


Technisch gesehen existiert der österreichische Information-Highway schon lange vor der Vranitzky/Klima-Initiative. Bei allen Netzwerkbeispielen verhindern bloß ungeeignete gesetzliche Regelungen die Weiterverwertung und -vermietung überschüssiger Netzwerkkapazitäten. Pikanterweise mietet diePostverwaltung Netzwerkkapazitäten dieser Organisationen, um sie dann als 'Postleitungen' weiter zu vermarkten.


Damit ergibt sich folgendes 'kalte' Übernahmeszenario in Österreich: Eine international agierende 'große' Telefongesellschaft (ATT, BELL, SPRINT, ...) zusammen mit einer Firma der Unterhaltungsbranche (BCE, TCI, TimeWarner, ICI, ..) kooperiert mit örtlichen Medien-Platzhirschen (Mediaprint, 'täglichalles', Springer, RTL) und einem geeigneten Netzwerkbetreiber (ÖBB, Verbundkonzern bzw. regionale Energieversorger, Kabel-TV-Gesellschaft).


Vertrieben wird ein internationales Tele-Dienstbündel inkl. Shopping, Banking und Entertainment für private und ein einheitlicher Business-Dienst für kommerzielle Kunden. Angereichert wird dieses System durch einige, im Laufe der Jahre kleiner werdende ('mangelnde Nachfrage') Österreich-Fenster. DieMechanismen dazu sind in der Medienlandschaft seit vielen Jahren bekannt, sie scheiterten im TK-Bereich bisher an enormen rechtlichen und finanziellen Probleme. Beide Komponenten sind mittlerweile beseitigt bzw. lösbar.


Gestaltungsmöglichkeiten


Diesem Szenario kann eine österreichische Alternative gegenübergestellt werden.


Diese Alternative geht von der raschen, kurzfristig zu realisierenden Stärkung nationaler Netze und einer Mobilisierung kreativer Energien zur raschen Schaffung interessanter nationaler Dienste aus. Dieses Konzept spricht nicht gegen eine internationale Anbindung österreichischer Netze, sondern gehtganz im Gegenteil davon aus, daß eine möglichst frühe Anbindung an verschiedenste internationale Netze Österreichs Unternehmen und Private gegen die Koppelung an ein einzelnes, letztlich durch Firmeninteressen determiniertes Netz immunisiert.


Im kommerziellen Bereich ist die rasche Definition sogenannter Key-Dienste notwendig. Es sind dies Leistungen, die es für Wirtschaftsbetriebe wesentlich attraktiver als bisher machen, an Datendiensten teilzunehmen.


Hier kommt den Behörden eine Schlüsselrolle zu. Es ist ohne großen Aufwand möglich, Informationen, die in den Ministerien und Landesregierungen in elektronischer Form existieren (in Datenbanken, als Text-Dokumente, als Tabellen), in elektronischer Form interessierten Personen bereitzustellen. Diegestiegenen informationsrechtlichen Verpflichtungen - etwa durch das Auskunftspflichtgesetz oder das Umweltinformationsgesetz - verpflichten die Behörden, große Informationsmengen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Durch die elektronische Publikation könnten die Informationen rascher undkostengünstiger verteilt werden und sie könnten von Dienstleistern besser aufbereitet und ausgewertet werden. Es handelt sich dabei um einen originär österreichischen Informationspool, der nicht durch internationale Dienste abdeckbar ist.


Weiters sollten Ausschreibungen grundsätzlich in einer frei zugänglichen Datenbank zeitgleich mit den gedruckten Ausschreibungen verfügbar sein. Der attraktivste Dienst des EU-Rechners ECHO ist die täglich aktualisierte EU-weite Ausschreibungsdatenbank.


Die Behördenkommunikation sollte - wahlweise - in elektronischer Form möglich sein.


Für den Massenmarkt sollte ein einfach bedienbarer (TV-Fernbedienung) emotionell hochbesetzter Massendienst geschaffen werden. Es könnte dies eine interaktive Zeitung sein, die der Benutzer nach individuellen Präferenzen zusammenstellen kann ('Jedem seine individuelle Fachzeitung') und die untereiner Oberfläche Unterhaltung, Shopping und Games anbietet. Diese einheitliche Zeitung sollte von allen Netzwerkanbietern versorgt werden.


Das Nutzungspotential besteht, unter Beachtung geeigneter Betriebskosten (nutzungsunabhängige Kosten, weniger als die Kosten eines Zeitungsabonnements) in einer ersten Phase aus rund 100.000 professionellen Nutzern und 500.000 Privathaushalten. Vorstellbar ist auch, den Kabel-TV-Haushalten einenicht-interaktive Version der Telezeitung als eigenen Kabelkanal gratis zur Verfügung zu stellen.


Technisch läßt sich ein leistungsstarkes Informationssystem nur durch festgeschaltene Netzwerk-Verbindungen realisieren. Dazu sollte allen bisherigen Netzbetreibern (Energieversorger, ÖBB, Behörden, Kabel-TV) die Möglichkeit gegeben werden, beliebige Netzwerkkapazitäten Fremdkunden anzubieten bzw.Leitungen vom eigenen Netz bis zu diesem Fremdabnehmer zu legen. Zur Absicherung des freien Netzzugangs müßte jeder Netzwerkbetreiber verpflichtet werden, objektivierte Anschlußbedingungen zu publizieren, die nur die tatsächlich anfallenden Kosten enthalten dürfen und es muß sichergestellt werden,daß jede Person die diesen Bedingungen entspricht, auch einen durchsetzbaren Rechtsanspruch auf einen Netzzugang hat (Kontraktionszwang).


Durch diese einfachen Maßnahmen könnten in weiten Regionen Österreichs mit einem Schlag enorme Netzwerkkapazitäten geschaffen werden, für die Netzbetreiber wäre diese Möglichkeit hoch lukrativ, da freie Kapazitäten (etwa Nachtzeiten, Wochenenden) zu äußerst geringen Grenzkosten verfügbar gemachtwerden könnten. Für viele Kleinbetriebe und Haushalte ergäbe sich ein sehr kostengünstiger Einstieg in Telekom-Dienste.


Die Rolle der österreichischen Post


Ihr kommt eine erstaunlich geringe aktive Rolle zu. Wie das derzeit laufende MAN-Projekt 21# zeigt, kann die Postverwaltung die erforderlichen Netzwerkkapazitäten gar nicht zu finanzierbaren Kosten anbieten. Der Grund ist einfach erklärt: Die Post muß die Gesamtkosten der Netzwerk-Investitionen aufdie ersten wenigen Kunden (derzeit rund 30 MAN-Knoten in ganz Österreich, in einem Jahr vielleicht 100 Knoten) überwälzen, während die anderen Netzbetreiber, das Netz für interne Zwecke sowieso aufbauen und unterhalten müssen und nur die sehr geringen Zusatzkosten überwälzen müssen. Dadurch kannviel rascher die notwendige kritische Benutzerzahl erreicht werden, die hochwertige Highway-Dienste kostendeckend macht (diese dürfte in Österreich bei rund 50.000 bis 100.000 Teilnehmern liegen).


Trotzdem zeigt das jetzt gültige Fernmeldegesetz mögliche neue Funktionen der Post auf. Erstens ergeben sich völlig neuartige Zulassungs- und Überwachungsaufgaben, die nicht mehr im Sinne einer Kontrollbehörde, sondern eher im Sinne eines TÜV zu lösen wären. Weiters könnte sich die Post alsnationale Entwicklungsinstanz für Sicherheitsverfahren profilieren und sie könnte als Betreiber von Sicherheitseinrichtungen zwischen den Teilnetzen auftreten, die die immer umfangreicheren Datensicherheits- und Datenschutzbedürfnisse der Kunden und der Netzwerkanbieter abdecken.


Steigende Bedeutung des


Regulierungsauftrags


Der hier skizzierte Schritt der bewußten Deregulierung auf der Infrastrukturebene muß durch eine konsequente Regulierung der Telekom-Dienste begleitet werden.


Können keine klaren Dienstdefinitionen und Zugangskriterien für Dienstanbieter gefunden werden, können nicht die anstehenden Sicherheits-, Datenschutz- und Konsumentenschutzfragen überzeugend gelöst werden, können keine Mechanismen gefunden werden, die den Netzzugang für alle, auch für sozialschwache Gruppen bzw. für Randgruppen sichern, dann werden die daraus resultierenden Widerstände und sozialen Spannungen die koordinierte Entwicklung der Dienste in Österreich lähmen.


Der daraus resultierende Wertschöpfungsabfluß, weil Österreich keine entwickelte Informationsstruktur anbieten kann, weil keine Telekommunikationsprodukte 'Made in Austria' entwickelt werden und weil einzelne Gruppen und Personen ihre Informationsbedürfnisse 'privat' im Ausland decken, wird schwerekonjunkturelle Einbrüche zur Folge haben. Mit einem weiteren spiralartigen Anwachsen sozialer Spannungen.


Damit zeigt sich, daß die Entwicklung einer österreichischen Position zu einem Information-Highway keinesfalls technisch orientierten Unternehmen überlassen werden darf, sondern der gemeinsamen nationalen Kooperation bedarf und die Probleme aus den Dimensionen Technik, Ökonomie, Recht und Sozialesim Gleichklang gelöst werden müssen.


Anmerkungen:


1# Weitgehend unbeachtet von der breiten Öffentlichkeit eröffnete das neue Fernmeldegesetz seit 1.4.1994 flexiblen Organisationen auch in Österreich bisher ungeahnte Möglichkeiten Telekommunikationsdienste zu betreiben und anzubieten.


2# Lektor für Kommunikationstechnologien am Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaften, Universität Wien, selbständiger DV- und Telekomberater und Obmann der 'ARGE DATEN - Österreichische Gesellschaft für Datenschutz'


3# High Definition Television (hochauflösendes Fernsehen im Format 16:9 (statt 4:3 wie bisher).


4# Der Zuschauer erhält Eingriffsmöglichkeiten in den Ablauf eines Fernsehstücks.


5# Der Zuschauer kann sich einen Fernsehkanal individuell zusammenstellen und abrufen.


6# Post- und Telegraphenverwaltung


7# Österreichisches Einheitssystem (derzeit im Aufbau befindliches digitales Telefonsystem)


8# Comité Consultatif International Télégraphique et Téléphonique, jetzt in ITU-T (International Telecommunication Union - Telecom Standardisation Sector) umbenannt


9# Paketdatenübermittlung, basierend auf dem X.25 Standard.


10# Leitungsvermittelte Datenübertragung


11# Bildschirmtext


12# Telefonmehrwertdienste, bei denen gegen höhere Zeitgebühr Informationsdienste angeboten werden ('Red-Lips-Hotline', Party-Line, ...)


13# Wie oben.


14# Point of Sale: Buchungsvorgänge werden von der Bank zum eigentlichen Kaufakt verlegt.


15# Very Small Aperture Terminal: Mikrostationen die zur Direktkommunikation mit geostationären Satelliten geeignet sind.


16# 1 ECU entspricht rund öS 14.-


17# Global System of Mobile Communication


18# Teilnehmer Identifikations- und Abrechnungsmodul


19# 6 Millionen binary digits pro sec: entspricht etwa einem Buch von 200 Seiten pro Sekunde.


20 #Infomercials = Als Shows- und Gewinnspiele getarnte Werbesendungen.


21# Metropolitan Area Network




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