1992/12/31 Novell Netzwerke
DIR Konzeption und Betrieb
...
Konzeption und Betrieb
Kapitel 1 - Inhaltsverzeichnis mit dreistufiger Hierarchie, in der jedes Blatt des Handbuchs mittels Kennbuchstaben und optischer Gestaltung thematisch gekennzeichnet ist.
Kapitel 2 - Grundlagen: im Plauderton die historische Entwicklung der EDV von stockwerkfüllenden Mainframes über Einplatzrechner bis hin zu vernetzten Systemen. Gute-Nacht-Lektüre für motivierte Newcomer, für den ernsten Anwender als Information überflüssig. Ansatzweise werden Begriffe, wieRepeater, Bridge, Router und Gateway erklärt, sowie auch das OSI-Schichtenmodell und die Grundtypen der Netzwerktopologien.
Kapitel 3 - Netzwerkhardware: Kurzer Abriß über die Leistung der derzeit am Markt befindlichen PCs, über Typen von Netzwerkkarten und Verkabelungen, sowie die Anforderungen, die an Fileserver wie auch an die Workstations zu stellen sind.
Gesamteindruck der ersten Kapitel: als EDV-fremder Manager steht man nachher zwar nicht mehr völlig vor böhmischen Dörfern, wenn Eingeweihte ihr Rotwelsch reden, ansonsten ist der Informationswert eher als oberflächlich zu bewerten - einige Teilbereiche dagegen sind wiederum mit einem Detailreichtumüberfrachtet, der eher für einen technischen Anhang prädestiniert wäre.
Kapitel 4 - Netware: eingangs eine Gegenüberstellung der derzeit aktuellen Netware-Versionen und ihrer Fähigkeiten. Den Hauptteil bildet eine kompakte Befehlsübersicht, getrennt nach Fileserver, Workstation und Login-Script: dies sei als Positivum vermerkt, da die Originaldokumentation von NOVELLvoluminös ist und die Beschreibung der Befehle über mehrere Bände verteilt ist.
Kapitel 5 - Entscheidungsfindung und Installation: Planung von Benutzergruppen und Verzeichnisstrukturen. Eher nur Backgroundinformation, kann das Originalhandbuch und das eigene Organisationstalent nicht ersetzen.
Kapitel 6 - Netware - Benutzerkurse: Allgemeine Übersicht zu den Grundfunktionen in der NOVELL-Netware, DOS Vorkenntnisse sind zum Verständnis vonnöten; für die Einschulung neuer Netzbenutzer eine brauchbare Arbeitsgrundlage.
Kapitel 7 - Anwenderlösungen: Wer sich Allgemeines zu Novell-Applikationen erwartet, wird hier zweifellos enttäuscht: mit 122 Seiten ist das Kapitel lediglich ein Handbuch zum beiliegenden Faktura-Programm. Inwieweit dieses Softwareprodukt als "Musterlösung" branchenspezifische Eigenheiten überhauptabdecken kann, blieb für uns eine offene Frage - auch wenn mancher Kleinbetrieb damit durchaus sein Auslangen finden mag.
Kapitel 8 - Utilities und Tools: Die Anleitung zu zwei weiteren beiliegenden Programmen: die Utility zur Zeiteingabe am Fileserver sowie ein kleines Projektmanagement-Programm fürs Netz - das aber bestenfalls Beispielcharakter hat.
Kapitel 9 - Netzwerkfähige Software: Beschreibung einiger Hilfsprogramme, die das Handling eines NOVELL-Systems ergänzen und erleichtern können: diverse Disk-Manager, eine Disk-Look Utility, Netlook, Netscan. Allerdings vermißt man einen Hinweis auf Bezugsquellen für diese Software.
Kapitel 10 - Software Engineering und Software-Module: Die Fundgrube für den Programmierer auf dem Netzwerk: er findet allgemeine Grundlagen zu Systemaufrufen und Netzwerkinterrupts, sowie die Dokumentation zu den beiliegenden PASCAL-Units, die zusammen mit fünf Beispielprogrammen denprogrammtechnischen Einstieg ins Networking abkürzen helfen. Weitere Module sind angekündigt bzw. können vom Verlag bezogen werden.
Kapitel 11 -Anhang: Einige Formulare zur Planung des Netzwerks, eher dürftig und bestenfalls als Anregung zu verstehen - genauso wie auch die Formularvorschläge der NOVELL-Originalhandbücher, die in der Praxis wohl nur das Minimum einer Systemdokumentation darstellen.
Inhalt der beiden 5.25" Disketten: Faktura-Programm, Pascal Units zum Einbinden in eigene Entwicklungen, mit 2 Beispielprogrammen, Inhaltsverzeichnis des Buches, Projektverwaltungs-Programm, kleine Utility zum Setzen der Zeit auf dem Server, Eigenwerbung: Softwareangebot des Interest Verlags.
Alles in allem ein Werk, zu dem es schwerfällt, einen eindeutigen Interessentenkreis zu definieren. Als technisches Brevier ist es auf weiten Strecken viel zu oberflächlich, mit der Ausnahme des Kapitels "Software-Engineering", wo einige wesentliche programmtechnische Grundinformationen geliefertwerden. Wer sich die Basis einer Evaluation von netzwerkfähigen Softwarelösungen erwartet, findet lediglich ein kleines Fakturaprogramm als Beispiel vor. Der Manager und Entscheidungsträger, der knappe, konzise Information sucht, wird einerseits in manchen Kapiteln mit technischen Details,andererseits wieder mit Smalltalk konfrontiert. Auf den Inhalt der Ergänzungslieferungen darf man jedenfalls gespannt sein.
Aber die Ringmappe macht die sinvolle Nutzung möglich: geben Sie als Firmenchef das zweite Kapitel ihrer Sekretärin zur Nachtlektüre, das zehnte ihrem EDV-Guru, verschaffen Sie sich mit den Kapiteln drei und fünf einen groben Überblick, wenn Sie bei Null beginnen, schulen Sie dann Ihre Mitarbeiteranhand von Kapitel sechs ein und verwenden Sie die Befehlsübersichten von Kapitel vier anstatt ebensovieler Kilogramm von Originalmanuals.
Schmidt/Beier (Hrsg.), Novell Netzwerke, Interest Verlag GmbH., Kissing 1992, ISBN 3-8245-6400-9, Format: Ringmappe A5, "Thumb-Indexed" in 11 Kapiteln, 450 Seiten, öS 1705.-
|