1992/12/31 ... ist freiwillig auszufüllen
DIR "Dieses Datenblatt ist freiwillig auzufüllen" belehrt das "Datenblatt" der Hochschülerschaft an der Universität Wien die...
"Dieses Datenblatt ist freiwillig auzufüllen" belehrt das "Datenblatt" der Hochschülerschaft an der Universität Wien die brav die vielen Formulare in der Immatrikulationsmappe ausfüllenden Studienanfänger. Das besagte Datenblatt, das neben Name, Adresse, Fakultät, Interesse an ÖH-Mitarbeit undErfahrung in organisatorischer Arbeit bzw. Tätigkeit in der Schülervertretung abfragt, war schon einmal Gegenstand im DIR.
Damals berichteten wir, daß einer Beschwerde bei der Datenschutzkommission gegen dieses offiziös wirkende Formular - auch Datum und Unterschrift dürfen nicht fehlen - stattgegeben wurde (siehe DIR 4/89) und die DSK trug der Hochschülerschaft auf, "eine Erhebung mittels dieser Datenblätter zuunterlassen oder auf dem Datenblatt die Freiwilligkeit der Ausfüllung (Bekanntgabe der Daten) für das gesamte erhobene Datenmaterial klarzustellen" sowie noch vorhandene Datenblätter zu vernichten und die gespeicherten Daten zu löschen. Zudem sah sich die DSK genötigt, zu einem ihrer seltenenAusritte zu einer Systemprüfung aufzubrechen.
Das müßte reichen, um dem Unfug zu beenden, sollte man glauben. Doch die von der ÖVP-nahen Aktionsgemeinschaft gestellte Exekutive, die mit dieser Rattenfängermethode nicht nur Adressen, sondern neue Mitarbeiter keilen will, war nicht verlegen und fand eine Formulierung, die dem feinfühligstenTechnokraten zur Ehre gereicht hätte: "Dieses Datenblatt ist freiwillig auszufüllen.".
Als Köder für diesen "(frei)willigen" Ausfüllungsdienst das verlockende Versprechen, das Datenblatt diene dazu, um "Dir ab sofort alle studienrelevanten Daten zuschicken zu können". Weiter ist zu erfahren, daß die Datenblätter vernichtet werden (nachdem zuvor die Datenblätter von der ÖH-Sekretärinin den Computer getippt wurden, denn sonst wäre eine Adressierung von Aussendungen nicht möglich), sobald die "aktuelle offizielle Statistik aller Studierenden fertiggestellt ist" (die ÖH kann sogar mit anonymen Statistiken Directmailings machen - das konnten bislang nicht einmal Adressenverlage!),die Hochschülerschaft sich weiters verpflichte, die Daten nur zu diesem Zwecke zu verwenden und die datenschutzrechtlichen Bestimmungen einzuhalten, die der Kontrolle der Datenschutzkommission unterliegen.
Aus der Floskel "Bitte bei der Immatrikulation beim Evidenzschalter mit den anderen Unterlagen abgeben." geht natürlich auch deutlich hervor, daß das Datenblatt freiwillig ist. In der von der DSK bemängelten Version hatte nämlich das entscheidende Wort "Bitte" gefehlt.
"Bitte geben Sie freiwillig Ihre Rechte am Schalter 13 ab" - diese Vision scheint bereits in den Köpfen mancher Nachwuchsmöchtegernpolitiker herumzugeistern.
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