1992/12/31 Fehlerberichtigung
Zu einem bedauerlichen Zwischenfall kam es bei der Erstellung der letzten Ausgabe von DIR. Auf den Seiten 60/61 schrieben wir, daß die Vollerhebung der sozialen Einrichtungen Österreichs, mit Hilfe der ÖKSA von der AMV durchgeführt, eingestellt wurde.
Basis unseres Artikels war ein Brief mit dem Kopf der ÖKSA, in der behauptet wurde, daß zahlreiche Protestschreiben an die ÖKSA diese zu einer Einstellung dieses Forschungsprojektes bewogen habe.
Wie wir nach Erscheinen des Artikels erfahren mußten, waren wir einer Fälschung aufgesessen. Unser Fehler, den wir hier offen eingestehen, bestand darin, daß wir uns nicht die Mühe gemacht hatten, die schriftliche Information (= den gefälschten Brief) - wie sonst üblich - über eine andere Quelle zu verifizieren.
Wir sind zwar immer sehr mißtrauisch, wenn uns jemand besonders krasse Datenschutzverletzungen mitteilt und wir befürchten immer wieder Versuche, unsere Glaubwürdigkeit durch Falschinformationen zu untergraben. Bisher ist es uns eigentlich immer gelungen, derartige Untergriffe zu erkennen, mehrmalsmußten wir dazu sogar den Staatsanwalt einschalten.
In diesem Fall hat offenkundig unser kritisches Gewissen ausgesetzt. Vielleicht, weil der Wunsch Vater des Gedankens war? Vielleicht auch, weil wir aus der Sozialarbeiterszene extrem unterschiedliche Positionen zu Computer, Datenerhebung und Sozialarbeit kennen. Uns schienen die im gefälschten Briefvorgebrachten Argumente als glaubhaft.
Nun hat uns die ÖKSA in einem ausführlichen Schreiben dargelegt, daß es zu keinen negativen Reaktionen bei diesem Projekt kam und auch argumentiert, warum dieses Projekt im Sozialbereich Sinn macht. Wir fühlen uns auch aus Gründen der Fairness verpflichtet, diese Argumente wiederzugeben:
"Sinn und Zweck [der Erhebung, Anm.] ist es, einen Überblick über die vorhandenen sozialen Einrichtungen und ihre schwerpunktmäßigen Aufgaben zu gewinnen. Mit diesen Informationen kann KlientInnen der Arbeitsämter schneller und zielgerichteter bei Problemen geholfen werden, die sich nichtausschließlich auf die Arbeitslosigkeit beziehen. Der vielzitierte Ämterrundlauf kann damit vermieden werden und es hängt nicht mehr vom 'Glück' ab, ob einE KlientIn an eineN informierteN oder uninformierteN BeraterIn gerät.
Darüberhinaus ist es möglich festzustellen, ob es in einzelnen Regionen bestimmte soziale Dienstleistungen nicht gibt. In diesen Fällen kann nach den Gründen gesucht und gegebenenfalls neue Projekte initiiert werden.
Wie aus dem Fragebogen auch ersichtlich ist, werden nur quantitative Angaben von Einrichtungen erhoben. Rückschlüsse auf die Qualität oder auf Personen (BetreuerInnen und KlientInnen) sind aufgrund dieser Erhebung nicht möglich."
Wir bedauern, daß durch unseren Artikel die ansonsten gute Zusammenarbeit mit der ÖKSA getrübt wurde, und möchten uns dazu in aller Form entschuldigen. Wir können nur gemeinsam mit der ÖKSA hoffen, daß diese Form der kritischen Auseinandersetzung auf der Ebene der Unterstellungen, Fälschungen undUntergriffe nicht Schule macht. Das Ergebnis wäre nur mehr absolutes gegenseitiges Mißtrauen, was besonders die Verbreitung jener Ideen, die dem Mainstream entgegenstehen, erschweren würde.
|