2008/05/01 Gerald Reischl, Die Google-Falle Verlag Uebereuter 2008, 192 S. Hardcover, 19,95 EUR, ISBN 978-3-8000-7323-8
Google als Profiler - Google als DNA-Datenbank - Google als Bibliothekar - Google als Werbeimperium - Google als Strassenspanner - Google als Telefonfirma - Google als virtuelles Office - Google vermittelt Freunde - Google, Google, Google, ...
Der Autor, Gerald Reischl, im Brotberuf Kurier-Redakteur, hat sich aufgemacht das Phänomen Google zu studieren, zu verstehen und zu durchleuchten. Das Ergebnis ist "Die Google-Falle". Und er hat schon jede Menge Kritik dazu geerntet. Google-Basher, nein diesmal kein Google-Dienst, ist noch die freundlichste Bezeichnung für ihn.
'Don't be evil!', der Google-Slogan aus der Anfangszeit der Suchmaschine ist noch immer allen im Ohr. Google ist schnell, Google ist allwissend, Google ist diskret. Vor gut zehn Jahren war Google angetreten den überladenen Suchportalen mit ihren endlos nervigen Werbebannern, Links, blinkenden Bildern und langsamen Suchabfragen ein puristisches Suchportal entgegen zu stellen. Ein Suchfeld, ein Action-Button und ein paar Links zu weiteren Googlediensten, that's it. Keine Werbebanner, keine Erotik-Ankündigungen, keine Sportergebnisse und Wettangebote, die vom eigentlichen Vorhaben, einen Begriff zu recherchieren, ablenken, waren vorhanden, dafür kamen die Sucherergebnisse in 0,3 Sekunden, schneller als der Seitenaufbau der meisten gefundenen Seiten.
Wie macht das Google? fragten sich viele Laien. Gerald Reischl hat darauf eine Antwort und er erkärt uns auch, dass die 0,3 Sekunden Googlenutzung etwa soviel Energie kosten, wie eine 11-Watt Energiesparlampe in einer Stunde Strom verbraucht. Strom der wohl erst verdient werden muss, da ja die Abfrage selbst kostenlos ist.
Die spartanische Suchseite ist Google geblieben, sie ist das Markenzeichen der Google-Guys, schaut her, wir sind die Guten, wir stören euch nicht bei eurer Suche.
Längst ist aber das Markenzeichen nichts anderes, als die meisten anderen Markenzeichen, ein Zeichen ohne Inhalt, längst werden die Suchergebnisse oben und rechts mit Werbeeinschaltungen zugepflastert, längst ist die Suchmaschine nur mehr der Teaser für eine Fülle von profitablen Online- und Werbe-Diensten. Egal ob Landkarte, Mailprogramm, Kalender, Telefonie, Blogs oder Kleinanzeigen, Google hat den richtigen Dienst dazu. Selbst am privaten Computer versucht Google mit Google Desktop, einer persönlichen Suchmaschine, zu punkten. Alle Dienste und noch mehr werden im Buch beschrieben.
Das Verb 'googlen' für Suchen im umfassendsten Datenchaos der Menschheitsgeschichte hat sich mittlerweile in unseren Sprachgebrauch eingenistet, ein Begriff der von Milton Sirotta stammt und eine hundertstellige Zahl beschreiben soll. Davon ist Google mit seiner zehnstelligen Zahl an indizierten Seiten noch ein großes Stück entfernt. Selbst beim gegenwärtigen Wachstum würde Google noch weit über tausend Jahre benötigen um diese gigantische Zahl an Seiten zu erreichen. Jahrhundete davor wäre Google jedoch gezwungen den Planeten zu verlassen, hätte es bis dahin längst schon jedes Molekül indiziert.
Die Indizierung der Moleküle hat ja Google mit dem Dienst 23andme zuletzt schon begonnen. Jeder kann, gegen kleines Entgelt, seine DNA bei der Google-Firma analysieren und mit anderen DNAs vergleichen lassen. Vielleicht hat man ja Ähnlichkeit mit Madonna oder George Clooney.
Ein wenig erinnert der Dienst an das - nicht bestätigte - Interview, in dem Einstein gefragt wurde, was er denn davon hielte mit Monroe gemeinsam ein Kind, mit seiner Intelligenz und Monroes Schönheit zu haben. 'Was', so soll Einstein geantwortet haben, 'tun wir, wenn das Kind meine Schönheit und Monroes Intelligenz bekommt?' Wobei wohl zu ergänzen wäre, dass dann die Intelligenz immer noch um ein vielfaches höher wäre, als bei den meisten heutigen Genforschern.
Was, fragen wir uns, tun wir mit unserem Wissen, wenn unsere DNA doch eher der von George Bush oder Adolf Hitler gleicht? Verklagen wir dann Google wegen lebenslanger Kränkung?
Vorbereitungen zum Verlassen der Erde scheinen von Google auch schon getroffen zu werden, wie uns das Buch mit Google-Mars und Google-Moon als Ergänzungen zu Google-Earth informiert.
Ist Google wirklich die "unkontrollierte Weltmacht im Internet", wie der Buchuntertitel beschwört oder doch nur die Supernova der Dot-Com-Blasen? Das Buch gibt keine endgültige Antwort. Google-Fans wird das Buch in ihrer Begeisterung nicht schwankend machen und Google-Hasser haben sowieso schon immer alles besser gewusst. Für die allergrößte Gruppe der bloßen Google-Nutzer und der Nicht-Internet-Benutzer, davon gibt's in Österreich immer noch zwei Millionen Menschen, bietet das Buch aber einen interessanten Blick hinter die Kulissen.
Google-Newspeak, pardon Google-Glossar und eine Studie über Google-Alternativen runden das Buch ab. Und Online gibt's noch mit http://www.googlefalle.com/ den tagesaktuellen Stand zum Google-Bashing.
'Die Erde darf keine Google werden!' ruft der Autor. 'What else?' ist man nach Lektüre des Buches versucht zu fragen.
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