1993/02/17 Volkszählung liefert absurde Daten!
Wohnungszählung fördert unglaubliche 'Tatsachen' zu Tage - Mangelhafte Datenqualität - Daten faktisch unbrauchbar - Volkszählung entpuppt sich als retualisierter Selbstzweck - Neuorganisation der volkswirtschaftlichen Datenerfassung notwendig
Wohnungszählung 1991
Zwei Jahre(!) nach Ende der Volkszählung liegen die Wohnungsdaten vor. Die ARGE DATEN hat in einer Studie einen Bruchteil der Daten auf Plausibilität untersucht. Mit schockierenden und peinlichen Ergebnissen.
Kostproben aus der DatenGruft
Die ISIS-Datenbank C8C weist die Wohnungen, aufgeschlüsselt nach Bundesländern, Bauperiode, Eigentümer und Ausstattung aus.
Dazu einige Kostproben:
(1) Nach 1981 wurden in ganz Österreich 893 Gemeinde-Wohnungen ohne Wasser und/oder WC innen errichtet, gemeinhin als 'Substandard' oder 'Kategorie-D' bezeichnet.
(2) Allein 714 dieser 'Wohnungen' wurden von der Gemeinde Wien errichtet.
(3) Davon waren vergeben:
550 Wohnungen Hauptmiete nach Mietrechtsgesetz
64 Wohnungen Hauptmiete nach Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz
54 Wohnungen Dienst und Naturalwohnungen
40 Wohnungen sonstige/unklare Rechtsverhältnisse.
Sechs Wohnungen behielt sich der Hauseigentümer, also die Gemeinde Wien zur eigenen Verwendung vor.
(4) Aus der Zeit von 1971 bis 1980 stammen rund 2700 Wiener Substandardwohnungen.
Bauordnung verbietet derartige Wohnungen
Offensichtlich störte es weder die Gemeinden, noch das ÖSTAT, daß die Landesbauordnungen schon seit Jahrzehnten die Errichtung von Substandardwohnungen verbieten. Somit sind die oben genannten Daten schlichtwegs falsch - oder die Gemeinden kümmern sich nicht um die vorgeschriebenen Bauordnungen.
Lotteriewerte beim Wohnungsaufwand
Völlig beliebige Zahlen ergeben sich bei der Analyse der Datenbank C5D 'Durchschnittlicher monatlicher Wohnungsaufwand pro Quadratmeter Mietwohnung'.
Auch dazu Kostproben:
(1) Laut Volkszählung kostet eine burgenländische Substandardwohnung, errichtet zwischen 1981 und 1990, bis 35 qm: öS 35.74/qm (!).
(2) Dieselbe Wohnung in Oberösterreich: öS 61.75/qm.
(3) Besonders 'preiswert' sind angeblich neue Substandardwohnungen, die es gar nicht geben dürfte, in Vorarlberg zwischen 35 und 45 qm: öS 101.10/qm (!).
(4) Dafür kann allen Österreichern nur geraten werden, eine nach 1981 in Wien errichtete Kategorie-C-Wohnung mit mehr als 150 qm aufzutreiben. Diese ist mit öS 6,66/qm (! kein Druckfehler) als ausgesprochen wohlfeil anzusehen.
statistischer Offenbarungseid
Dr. Hans G. Zeger: 'Im Rahmen unserer Stichprobenuntersuchung konnten nur zwei Datenbanken des viele hundert Datenbanken umfassenden ISIS-Komplexes analysiert werden. Aber schon einfachste Auswertungen liefern unglaubwürdige Ergebnisse. Von weitergehenden statistischen Analysen kann faktisch nur abgeraten werden.
Die Volkszählungsdaten entpuppen sich als unbrauchbarer Datenballast. Die ARGE DATEN sieht ihre Position eindrucksvoll bestätigt, daß eine Volkszählung völlig ungeeignet ist, die notwendigen volkswirtschaftlichen Planungsdaten zu erheben. Der Gesetzgeber wird sich fragen müssen, wofür er mehrere hundert Millionen Schilling verschleudert hat.
Selbstverständlich könnten relativ plausible Planungsdaten ohne den finanziellen und organisatorischen Aufwand der Volkszählung erhoben werden.'
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