2001/11/24 Notfallsdaten auf SV-Chipkarte gefährden Ihre Gesundheit
Nationalrat beschließt Einführung der SV-Chipkarte - Notfallsdaten inklusive - Statt Effizienzssteigerung in der Gesundheitsadministration wird die Sicherheit der Privatsphäre verringert
Am 23.11.2001 beschließt der Nationalrat die Einführung der SV-Chipkarte (inkl. dem Speichern von Notfallsdaten).
Als notwendiger Schritt, die Zettelwirtschaft im Bereich der Arztbesuche zu vereinfachen und damit für Arbeitgeber, Patienten, Ärzte und Krankenkassen Kosten und Nerven zu sparen, startete das Projekt 'Chipkarte statt Krankenschein'. Mit der Einführung der Chipkarte sollte die administrativ extrem aufwändige Krankenscheingebühr fallen.
Einsparung, Effizienzsteigerung und vereinfachter Zugang zu den Gesundheitseinrichtungen sind vergessen. Kaum nimmt die Einführung konkrete Formen an, sollen auch die bisherigen Kosten (unter welchem Titel auch immer) weiterhin bestehen bleiben.
Zusätzlich sollen 'freiwillig' Notfallsdaten auf dieser Chipkarte gespeichert werden.
Absurdes Projekt
Die SV-Chipkarte wächst langsam zu einem absurden Projekt heran. Die behaupteten Einsparungsmaßnahmen können offensichtlich nicht erreicht werden, die Speicherung der Notfallsdaten verringert jedoch die Sicherheit der Privatsphäre und kann den Zugang zur medizinischen Betreuung verschlechtern.
Gefährdung der Privatsphäre
1. Zugriff der Daten im Notfall Auf Chips gespeicherte Daten setzen Chipkartenleser und eine entsprechende technische Infrastruktur voraus. Selbst wenn alle Krankenhäuser, Ambulanzen, Polizeistreifen (!) mit derartigen Geräten ausgestattet sind, gibt es den häufigen Fall, daß Dritte, ein zufällig vorbei kommender Arzt, ein ausgebildeter Sanitäter oder ein kundiger Laie ERSTE HILFE leisten muß. Gerade diese Personen wären auf grundlegende Notfallsdaten angewiesen. Gerade diese Personen werden aber keine entsprechenden Lesegeräte bei sich herumtragen und sie werden daher nicht an die Daten heran kommen.
Alternative --> Schaffung einer haltbaren Karte, auf der die wichtigsten medizinischen Daten im Klartext - freiwillig - vermerkt sind.
2. Zugriff durch Dritte Da die Notfallsdaten jederzeit lesbar sein müssen, können sie nicht gesichert abgespeichert werden. Jeder der die SV-Karte in die Finger bekommt, hätte Zugriff auf diese Informationen, z.B. Arbeitgeber bei Bewerbungsgesprächen, Banken beim Abschluß eines Bausparvertrages, private Krankenversicherungen, ...
Alternative --> Medizinische Daten sollten keinesfalls auf derselben Karte wie der SV-Berechtigungskarte vermerkt werden.
3. Haftungsrisiko bei Fehlbehandlung Mit der Speicherung von Notfallsdaten übernimmt der Betroffene zu einem gewissen Teil selbst die Haftung bei medizinischen Behandlungen. Notfallsärzte könnten etwa bei Abgabe falscher Blutkonserven erfolgreich argumentieren, daß sie sich ja auf die Notfallsdaten verlassen hätten. Die fehlerhafte Bestimmung von Gesundheitsdaten ist leider medizinischer Alltag, wie Ärzte in der Praxis dies bestätigen. Aus diesem Grund vermeiden Ärzte die ungeprüfte Übernahme älterer/fremder Befundinformationen.
4. Verlustrisiko Die SV-Chipkarte stellt einen umfassenden Zugangsschlüssel zu allen medizinischen Leistungen dar. Sie hat damit eine der Bankomatkarte vergleichbare Funktion und ihre sorgfältige Aufbewahrung ist dringend erforderlich. Bei Verlust kann diese Karte leicht mißbraucht werden. Im Gegensatz zur Bankomatkarte benötigen wir - Gott sei Dank - nicht täglich medizinische Leistungen. Die SV-Chipkarte wird daher in der Regel gemeinsam mit anderen persönlichen Dokumenten sicher zu Hause aufbewahrt werden. Die Verknüpfung mit den Notfallsdaten würde aber das ständige mit sicher Herumtragen erfordern. Dies führt zu einem erheblichen Verlustrisiko mit der Gefahr, im Bedarfsfall schwerer Zugang zu Behandlungseinrichtungen zu haben.
Initiative ist gefragt
Angesichts des Risikos der unkotrollierten Verteilung medizinischer Informationen warnt die ARGE DATEN vor dem gemeinsamen Speichern von Berechtigungs- und Gesundheitsinformationen.
Hans G. Zeger, Obmann ARGE DATEN: 'Wir appelieren an die kreativen Köpfe im Bereich Gesundheitswesen, eine praktische, leicht lesbare und die Privatsphäre sichernde Notfallskarte zu entwickeln. Wir würden einer derartigen Initiative gern breiten Raum geben und ihr zum Durchbruch zu verhelfen.'
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