2005/07/05 Inkasso Wottle - Reaktionen - das Letzte
Reaktion der burgenländischen Landesregierung - Portalmix untergräbt Vertrauen in seriöse Internetlösungen - Mehrere rechtliche Handhaben möglich
Aufmerksame Leser des ARGE DATEN Newsletters erinnern sich noch an die Veröffentlichung von Schuldnerlisten der Firma Inkasso Wottle in prangerartiger Form. Zusätzlich betreibt (betrieb) die Firmengruppe Wottle noch eine Fülle weiterer Portale, die sich mit Tieren und Tierrettung, sonderbaren Kinderferiencamps, Prostitution und Sex-Vermittlung, Rechtsanwaltsauskünften und Handel mit Gläubigerforderungen beschäftigen.
Hans G. Zeger: "Steigt man in die bizarre Welt der Wottles ein, dann verliert man sich rasch in einem wahren Dschungel von Webadressen, Querverweisen und Werbelinks die wiederum auf Wottle-Seiten führen. Selbst uns fällt es schwer die Übersicht über dutzende scheinbar getrennte Webseiten zu behalten."
Portalmix untergräbt Vertrauen in seriöse Internetlösungen
Der von Wottle exzessiv betriebene Portalmix ist jedenfalls geeignet unbefangene Benutzer zu verwirren und in die Irre zu leiten. Es handelt sich um eine geradezu klassische Konsumentenfalle, wie wir sie ansonsten nur bei im Ausland angesiedelten Postfachfirmen beobachten.
Wir glauben, dass die burgenländische Politik und Behörden weder dem Technologieimage Burgenland noch der Bevölkerung Gutes tut, derartige Informationen weiter zuzulassen. Auch ist zu befürchten, dass Nachahmer mit ähnlichen Seiten das Image von Internetinformationen weiter beschädigen.
Rechtliche Handhaben gäbe es jedenfalls nach dem E-Commerce-Gesetz, dem Datenschutzgesetz, der Gewerbeordnung und auch nach dem Konsumentenschutzgesetz - auch die neuen Impressumspflichten des Mediengesetzes würden ausreichende Handhabe bieten.
Reaktion der Burgenländischen Landesregierung
Spät aber doch hat auch die Burgenländische Landesregierung reagiert - bislang leider nur bei der ARGE DATEN - man finde die kritisierten Seiten nicht und könne nicht jede Webpage überwachen.
Man hätte in der Vergangenheit bloß einen Tierrettungsinkassodienst unter www.wottle.net der Frau Ulrike Wottle gefördert, keinesfalls hätte die Absicht bestanden das Veröffentlichen von Schuldnerlisten oder Pornoseiten zu fördern. Ansonsten sei sowieso ein gewerberechtliches Verfahren in zweiter Instanz anhängig. Das fehlende Einschreiten der Bezirkshauptmannschaft Güssing bezüglich des E-Commerce-Gesetzes sei auf Arbeitsüberlastung und mangelnde Erfahrung bei den E-Commerce-Bestimmungen zurückzuführen. Abgesehen davon habe man mit Fremden- und Asylangelegenheiten genug zu tun.
Tierrettungsverein als Irreführung der Konsumenten?
Unter http://www.sek.at/ präsentiert sich ein Verein "Großtierrettung SEK" der bei jährlicher Bezahlung von großzügigen 500,- EUR die Rettung von Großtieren aus Notlagen verspricht. Sitz des Vereins ist Wien. Nicht unerwähnt sollte jedoch bleiben, dass unter "Verein zur Tierrettung SEK" Frau Wottle erst kürzlich ein Konkursverfahren hinter sich gebracht hat. Wer der Vorstand hinter dem Verein ist, geht aus der Website nicht hervor.
Katz und Maus-Spiel
Offenbar "Katz-und-Maus" spielt die Wottlegruppe mit den verantwortlichen burgenländischen Behörden. Zwar wurde der Link zur Schuldnerliste mittlerweile entfernt, nunmehr wird eine Liste (inkl. Fotos) von angeblichen Straftätern veröffentlicht (http://www.aufenthaltsermittlung.com/html/index.php?id=1042).
Offenbar sind die burgenländischen Behörden nicht imstande oder willens diesem Treiben Einhalt zu gebieten, Rechtsgrundlagen, angefangen vom E-Commerce-Gesetz bis zum neuen Mediengesetz gäbe es genug.
Wottle wirbt auch mit Rechtsanwaltskammer-Logo
Surft man in Wottles Welt, stößt man auch auf http://www.rechtsanwaltsportal.at, eine Website mit diversen Links und Rechtsinformationen, jedoch inklusive des offiziellen Logos der österreichischen Rechtsanwälte. Ist nun Wottle auch unter die Rechtsanwälte gegangen? Verwirrend. Die Rechtsanwaltskammer wurde umgehend um Stellungnahme gebeten, eine Reaktion steht noch aus.
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