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2005/06/08 Warnung vor privatem "Schuldnerfahndungsdienst"
Skandalöse Prangermethoden eines burgenländischen Inkassodienstes - Formulierungen können als gefährliche Drohung empfunden werden - Dienst offenbar seit längerer Zeit aktiv - EU-Förderung inklusive - verantwortliche Behörden untätig - unzureichende Datenschutzrechte behindern Betroffene

Skandalöse Prangermethoden eines burgenländischen Inkassodienstes

Unter der Website http://www.aufenthaltsermittlung.com veröffentlicht ein Inkassodienst lange Listen von angeblichen Schuldnern, Name und Adresse inklusive und ruft auf, weitere Forderungen zu melden oder Angaben zu den Schuldnern zu machen. Auch eine Ergreiferprämie für Hinweise wird Privatpersonen in Aussicht gestellt.

Hinter diesem unglaublichen Machwerk steckt der burgenländische Inkassodienst Wottle, der sich selbst äußerst effizienter Eintreibungsmethoden rühmt, je nach Website zwischen 86% und 87% Erfolgsrate.

Im Erfolgsfall werden 100% der Forderung versprochen, Wottle begnüge sich mit dem Rest, gibt sich der Inkassodienst bescheiden.


Nahe an der gefährlichen Drohung

"Allen Betrügern, die unseren Kunden Geld schulden, drücken wir auf diesem Weg unser herzliches Beileid aus. Glauben Sie uns - nichts und niemand wird vergessen! Wir bekommen das Geld unserer Kunden, wenn nicht heute, dann eben später. Denken Sie immer an uns, denn es wird Sie treffen, unvorbereitet und schmerzhaft!" lautet das Motto von Wottle

Die verwendeten Formulierungen, angereichert mit dem Bild eines Mannes, Typ Zuhälter und Rausschmeisser eines Wiener Gürtel-Lokals, sind geeignet jemanden 'in Furcht und Unruhe zu versetzen'. Der klassiche Tatbestand des §107 StGB, auch unter "Gefährliche Drohung" bekannt.

Da hilft es auch nicht viel, wenn irgendwo treuherzig versichert wird, dass man ja eigentlich über die angeprangerten Personen nichts weiß und daher die "Unschuldsvermutung gilt".


Aufruf zur Vernaderung und Denunziation

Weiters ruft das Portal auch dazu auf Personen als "Negativmieter" zu melden oder sonstwie zur "Fahndung" freizugeben.


EU-Förderung inklusive

Nach eigenen Angaben kassiert Wottle für seine widerliche Menschenjagd sowohl EU-Fördergelder, als auch Gelder der burgenländischen Landesregierung. Treffen diese Angaben zu, besteht wohl von Seiten der burgenländischen Landesregierung erheblicher Erklärungsbedarf mit welcher Rechtfertigung derartige dubiose und datenschutzwidrige Webprojekte gefördert werden.

Hans G. Zeger: "Angesichts derartiger menschenverachtender Praktiken, die den Segen der EU genießen, darf die immer breitere EU-Ablehung nicht verwundern. Offenbar sind sowohl die nationalen Institutionen, als auch die EU-Gremien nicht mehr imstande den Schutz der Bevölkerung vor Datenmissbrauch zu sichern. Auch das widerlichste Geschäftsmodell wird noch mit Wirtschaftsförderung am Leben gehalten."

Was sich als EU-weit agierendes Unternehmen gebärdet ist nach Auskunft der WKO ein nicht protokolliertes Einzelunternehmen der Frau Ulrike Wottle, die neben dem Inkassodienst auch das Druckgewerbe betreibt, Handel mit Maschinen und Computersystemen anbietet, Freizeitbetriebe führt und neben Textilhandel auch als Immobilien- und Vermögenstreuhänder und Unternehmensberater tätig ist. Ganz schön viel für die aktive Frau.

Das Arbeitsfeld der famosen Frau ist - nach Eigendarstellung nicht nur die ganze EU, sondern gleich auch alle Beitrittskandidaten, Türkei inklusive. Auch für Forderungeintreibungen im Vatikan erklärt sich Wottle für zuständig (inklusive durchsetzungskräftigen Kooperationspartner, ob Gott oder Teufel läßt die Website offen).


Paramilitärisches Ausbildungscamp inklusive

Der selbsternannte Privatfahnder Wottle bewirbt sich auch als Sponsor eines Survival Trainingscamps in paramilitärischer Montur und geschwärzten Gesichtern werden jüngere und ältere Kämpfer mit angelegtem Maschinengewehren abgebildet. Das Camp wendet sich ausdrücklich an Kinder und Jugendliche und verspricht: "Wenn Du sieben Tage mit ihnen auf der Tour warst, trennst Du Dich von Ihnen wie von alten Freunden. Ob das nur an der körperlichen Nähe liegt, ob einen die von der Natur auferlegten Prüfungen zusammenschweißen, oder ob da etwas eher metaphysisches dahintersteckt -wer mag das mit Sicherheit zu sagen ?"

Was mit "körperlicher Nähe" gemeint sein kann, sollte wohl Anlaß zur Überprüfung durch eine Jugendbehörde sein, uns versagt dazu die Phantasie.

Auf den ersten Blick erscheint das freizügige Sponsoring von "Plätzen für 50 Kinder, welche aus sozialschwachen Familien kommen" als billige Rekrutierungsmasche für zukünftige "konsequente" Schuldeneintreiber. Tatsächlich handelt es sich um einen wottleeigenen Freizeitbetrieb, man sponsert somit sich selbst.

Wie war doch gleich das Wottle-Motto: "Niemand wird vergessen!" "Wir treffen den Schuldner unvorbreitet und schmerzhaft!" Dazu ist ein Survival Camp wohl die beste Vorbereitung.


Datenschutzrechte der Betroffenen

Angesichts der skandalösen Praktiken hat sich die ARGE DATEN entschlossen die Betroffenen von Ihrem Fahndungsglück direkt zu informieren und sie über die Rechte aufzuklären.

Neben dem Recht auf Unterlassung (§1 DSG 2000) besteht nach §33 DSG 2000 auch die Möglichkeit eines Schadenersatzes durch die herabwürdigende und prangerartige Darstellung der Personen. Beide Ansprüche sind in Zivilverfahren geltend zu machen.

Hans G. Zeger: "Eigentlich wäre es Aufgabe einer funktionierenden Datenschutzkommission (DSK) initiativ zu werden und die Betroffenen zu verständigen und gemeinsam mit ihnen ein Verfahren zu organisieren. Das Datenschutzgesetz würde derartige Serviceleistungen erlauben. Leider zieht sich in derartigen Fällen die DSK auf den Standpunkt zurück, was der Gesetzgeber nicht ausdrücklich angeordnet hat wird nicht gemacht, die DSK ist ja keine Servicebehörde."


Warnung potentieller Kunden von Inkasso Wottle

Kunden von Inkasso Wottle sollten sich bewußt sein, dass sich auch jemand strafbar macht, der rechtswidrig ermittelte Daten erhält und selbst verwendet. In diesem Sinn sollte man sich die Beauftragung gründlich überlegen.

Im übrigen bietet das Unternehmen auch "Schwarze Listen" zu Unternehmen und Personen an, die jedoch relativ substanzlos sind, in etlichen Fällen auch fehleraft sein dürften und offenbar aus verschiedensten mehr oder minder seriösen Medienquellen stammen. Auch hier sollte man sich bewußt sein, dass eine Verwendung dieser Daten zu Datenschutzverletzungen führen kann und neben dem Inkassobüro auch deren Kunde haftbar gemacht werden kann.


Vermutlich kein Einzelfall

Wenngleich das Vorgehen auf http://www.aufenthaltsermittlung.com den Gipfel des Zynismus darstellt, dürfte es sich nicht um einen Einzelfall handeln. Immer öfter und unverschämter trudeln selbst bei der ARGE DATEN Angebote zur privaten Personenfahndung ein. Wir gehen daher von einer enormen Dunkelziffer illegaler Privatfahnder aus und bitten daher allen seriösen Unternehmen uns auf derartige Machenschaften aufmerksam zu machen.


Unverlangte eMail-Werbung

Aufgefallen ist uns die Firma Wottle schon vor längerer Zeit, als sie mit unverlangter eMail-Werbung Firmen mit den "durchsetzungskräftigen" Eintreibermethoden belästigte.


Datenschutz - "Gibt's net!"

Der Fall der auf einem ÖBB-Parkplatz "veröffentlichter" Personalakten - die ARGE DATEN berichtete unter http://www2.argedaten.at/php/cms_monitor.php?q=PUB-TEXT-ARGED... darüber - ist noch immer ungeklärt. Pikantes Detail am Rande, auch Auftraggeberdaten, wie die des Bundeskanzleramtes und deren Mitarbeiter finden sich darunter. War nicht einmal die Datenschutzkommission im Bundeskanzleramt beheimatet?

Tatsächlich ist jedoch Aufklärung kaum zu erwarten, haben doch die Betroffenen keine Möglichkeit vom Verfahrensausgang zu erfahren, sich als Geschädigte an einem Verfahren zu beteiligen oder gemeinsam ein Verfahren anzustrengen oder die Datenschutzkommission zu einer gemeinsamen Verfahrensführung zu verpflichten und damit das Kostenrisiko zu mindern.


Hinweis: Der Bericht zu Inkasso Wottle gibt die Situation zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung wieder. Kurz danach wurden die Links zu den personenbezogenen "Fahndungslisten" und zum Survival Trainingscamp entfernt. Auch die freie Unternehmensbezeichnung wurde auf "Inkassodienst Güssing" geändert. Was aktuell veröffentlicht ist, muß ausprobiert werden.


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