2002/09/03 printy.kids - Kinder üben Überwachung - TEIL II
Fingerprinterfassung um ans Essen zu gelangen - Gymnasium in Wien 22 macht weiter - Unterrichtsministerium plant österreichweiten Einsatz
Wir berichteten Ende letzten Schuljahrs von den sonderbaren Methoden der Essensausgabe im BG, BRG und BORG 22. Damit Kinder 14 Tage (!) vorher ein Essen bestellen können, müssen sie sich einer Erfassungsprozedure unterziehen, wie sie üblicherweise nur in Hochsicherheitsgefängnissen, Atomkraftwerken oder im Militärbereich üblich sind.
Treibende Kraft dieser problematischen Technologie ist der örtliche Elternverein.
Im Zuge der Befassung durch den Datenschutzrat bestätigte deren Vertreter, ein Richter, dass dieses System bis Juni ohne jegliche Genehmigung durch die Datenschutzkommission (DVR) betrieben wurde.
Unterrichtsministerium plant österreichweiten Einsatz
Einige weitere erstaunliche Details kamen zu Tage. Es zeigte sich auch, dass weder das Unterrichtsministerium, noch die untergeordneten Landes- und Stadtschulräte einen Überblick in welchen Schulen derartige Systeme installiert sind.
Bekannt wurde jedoch, dass das Unterrichtsministerium fieberhaft an einer flächendeckenden Einführung einer Chipkarten- und Fingerprinttechnik für alle Schüler arbeitet. Dieses System soll dann nicht bloß für einzelne Essensausgaben genutzt werden, sondern dient zur Kontrolle des Zutritts zu Labors und Werkstätten, bei Entlehnungen in Bibliotheken und Nutzung von Sportenrichtungen.
Im Rahmen eines Erlasses (38.000/11/Z/3-2001) läuft ein Pilotprojekt an vier Schulen, das den umfassenden Einsatz von Überwachungstechnologie zum Thema hat.
Hans G. Zeger, Mitglied des Datenschutzrates: 'Kann man dem Gymnasiums-Projekt noch zu Gute halten, dass offenbar technisch verspielte Eltern mit einer überzogenen Technologie Kinder beglücken und nicht recht wissen, was sie tun, stehen hinter dem Projekt des Unterrichtsministeriums knallharte Überwachungsüberlegungen.'
Gerade in Hinblick auf die lebenslange Bildungsevidenz macht es natürlich Sinn, möglichst viele Schülerinformationen elektronisch zu sammeln. Nur auf diesem Weg kann die Evidenz überhaupt in Betrieb genommen werden. Immerhin könnte ja ein österreichischer Osama BinLaden heranwachsen und dann macht es durchaus Sinn, nachvollziehen zu können, wer schon in der Volksschule welche Bücher ausgeborgt hat und wer wann im Gymnasium das Chemielabor nutzte.
Freilich, das gesamte System steckt noch in den Kinderschuhen, weder Bildungsevidenz, noch Schülerservicecard funktionieren. Nicht einmal das Esssensverwaltungssystem des BORG 22. Wie uns Testpersonen berichteten lassen sich relativ einfach falsche Fingerabdrucke unterjubeln.
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