2002/08/08 e-commerce - AK und ECAustria bestätigen e-rating.at
Report IV des WEBSHOP-MONITORS erschienen - Hohe DROP-OUT-Rate bei den Web-Shops - Service der Wirtschaftskammer zur Umsetzung der e-commerce-Richtlinie glücklos - Direktvermarkter uninformiert - Verbesserungen nur in Branchen mit internationaler Orientierung
Report IV des WEBSHOP-MONITORS erschienen
Report IV analysiert die Vertrauenswüdigkeit der Webshops zum Stichtag 31. Juli. Mittlerweile wurde die Bewertung von 2590 Online-Shops abgeschlossen. Bei 311 Shops konnte keine Endwertung erstellt werden. Bloß 20% können als rechtskonform bewertet werden (immerhin 507 Shops).
Neben zahllosen rechtlichen und konsumentenpolitischen Problem der Shops wirken sich technische Probleme der Shopbetreiber immer stärker aus.
Bei Nachkontrollen treffen unsere Rechercheure immer häufiger auf Websites, die nicht mehr existieren (falsche URL's) oder deren Shops mittlerweile wieder geschlossen wurden. Wir rechnen mit einer DROP-OUT-Rate von 10-20% pro Quartal. Gänzlich verschwundene Shop bergen auch ein hohes Konsumentenrisiko, hier kann es schwierig werden, Reklamationen oder Gewährleistung durchzusetzen.
Wirtschaftskammer-Service glücklos
In einer Aussendung der Plattform ECAustria, an der die Wirtschaftskammer (WKÖ) maßgeblich beteiligt ist, werden nunmehr die Analysen der ARGE DATEN und der Arbeiterkammer (AK) bestätigt. Der Großteil der Online-Anbieter hat nach sieben Monaten e-commerce-Gesetz immer noch massive Probleme die rechtlichen Anforderungen in ihren Shops ausreichend zu berücksichtigen.
e-rating.at nahm die ECAustria-Aussendung zum Anlass, das WKÖ-Service zu prüfen. Zur Erinnerung: Im Februar erklärte die Wirtschaftskammer, dass 'ein einfacher Link im Internetshop auf die Unternehmensdaten im Online-Firmenverzeichnis der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) die Anforderungen des e-commerce-Gesetzes erfüllt'
Wie unsere Erhebungen zeigen, folgen bloß 104 der analysierten 2590 Shops diesem Ratschlag und verwenden den Link zur WKÖ-Firmendatenbank zur Dokumentation ihres Unternehmens. Damit werden Name, Anschrift, Firmenbuchnummer und Umsatzsteuernummer offen gelegt.
Link zur WKÖ-Datenbank nicht ausreichend für e-commerce-Tauglichkeit
Die geringe Nutzung ist sachlich begründet. Die Behauptung der Wirtschaftskammer, ein Link auf ihre Firmendatenbank genüge, um die e-commerce-Anforderungen zu erfüllen, ist sachlich falsch.
Neben den Firmenangaben, verlangen die EG-Richtlinien auch Informationen zu Rücktritt, Lieferkonditionen, zur Nutzung des Onlinesystems, Kontaktpersonen für Reklamationen, weiters sind Datenschutzanforderungen zu beachten.
Alle diese notwendigen Angaben sind nicht in der Datenbank der Wirtschaftskammer enthalten.
Dementsprechend schlecht ist auch die e-commerce-Tauglichkeit dieser Firmen. Mit 80% mangelhaften und problematischen Shops erreicht das WKÖ-Service genau den äußerst schwachen österreichüblichen Durchschnitt.
Technisch und rechtlich bedenklicher WKÖ-Vorschlag
Die Empfehlung der Wirtschaftskammer ist sowohl rechtlich, als auch technisch bedenklich.
Rechtlich problematisch ist, daß die Aussage 'ein Link genügt' die Problematik der ordnungsgemäßen Führung der Online-Shops verkürzt darstellt. Tatsächlich sind Informationen über Firmenbuchnummer oder Umsatzsteuernummer für die meisten Konsumenten völlig irrelevant, der Konsument erwartet sich übersichtliche Shops, ausgezeichnete Konditionen, klare Hilfestellungen und Ansprechstellen bei Reklamationen, rasche Abwicklung seiner Rücktrittswünsche. Informationen wie Firmenname, Firmenbuchnummer, Anschrift usw. sind bloß Hilfsmittel um im Streitfall den Lieferanten zuverlässig identifizieren zu können. Diese Informationen sind selbstverständliche Basis für die Erfüllung der e-commerce-Richtlinien, aber bei weitem nicht deren Umsetzung!
Technisch ist die Vorgangsweise, wesentliche Informationen auf Fremdserver auszulagern äußerst problematisch. Der Online-Shopbetreiber hat keinen Einfluß auf die Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit des Betriebs fremder Datenbank, er kann in der Regel auch Änderungen nicht rasch genug durchführen. So kann die Situation entstehen, daß zwar der OnlineShop eines Betreibers funktioniert, nicht jedoch die Informationslinks zur fremden Datenbank. Verwaltet ein Betreiber die notwendigen Informationen auf seinem eigenen System, kann er sicher sein, daß immer dann, wenn sein Shop läuft, auch alle notwendigen Informationen verfügbar sind.
Direktvermarkter uniformiert - ordentliche Shops dünn gesäht
Im Juli wurden verstärkt die Webshops von Direktvermarktern (Bauern, Winzer, Imker, sonstige ländliche Produzenten) analysiert. Die Rating-Ergebnisse zeigten unterdurchschnittliche Werte. Offensichtlich werden diese Gruppen von ihren Interessensvertretungen (meist Bauernkammern) nicht ausreichend informiert und aufgeklärt.
Die schwachen Ergebnisse der Direktvermarkter schlagen sich besonders bei sinkenden Anteilen vertrauenswürdiger Shops in den Bereichen 'Genußmittel/Wein' und 'Lebensmittel' nieder.
Bereich 'Genußmittel' (inkl. Wein):
nur 18 von 143 Shops rechtlich in Ordnung (Vormonat: 17 von 115)
Bereich 'Lebensmittel': 10 von 102 Shops (Vormonat: 9 von 83)
Internationale Orientierung verbessert e-commerce-Auftritt
Der schon im letzten WEBSHOP-MONITOR angedeutete Trend verstärkt sich. International orientierte Bereiche, wie 'Mode', 'Kosmetik' und 'Schmuck/Uhren' haben einen deutlich höheren Anteil an vertrauenswürdigen Shops, als der Durchschnitt (rund 37% der Shops sind rechtlich in Ordnung, gegenüber 20% im Durchschnitt).
Monatlicher WEBSHOP-MONITOR
Den detaillierten Report IV des WEBSHOP-MONITOR finden Sie zum download
unter http://www.e-rating.at/download/web-shop-monitor.report-04.pdf
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