2004/02/18 Exponet 2004 - Realismus überwiegt
Netzwerkmesse im Zeichen praktischer Lösungen - Konzentration auf praxisnahe Lösungen für KMU's - Die Hype's mobile-service und e-government erleben ihren alljährlichen Aufguss - Einige große Anbieter fehlen
Netzwerkmesse im Zeichen praktischer Lösungen
Manchmal frisst der Erfolg seine Kinder. Die Exponet, ursprünglich aus der Internet-Euphorie geschaffen, sollte ein Technologie-Forum für Vernetzung und Kommunikation werden. Ganz bewußt im Frühjahr als Kontrast zur Herbst-IFABO positioniert, die schon vor zehn Jahren altväterlich wirkte und nun endgültig gestorben scheint.
Zehn Jahre Internet in Österreich haben aber auch Wissen um Vernetzung und Netzwerktechnologie stark verbreitet. Der Wunsch sich einmal im Jahr zu informieren wurde abgelöst durch den Zwang täglich up-to-date zu sein, 365/24 eben.
Die TOP-500 Unternehmen Österreichs sind seit Jahren vernetzt und am Internet mit Mehrfachstandleitungen angebunden. Hier stehen Netzwerkoptimierung, Sicherheitsoptimierung und Kostenreduktion im Vordergrund. Themen, die nur beschränkt messetauglich sind. Bleiben jene knapp 150.000 KMU's in Österreich, von denen viele eine Homepage und eine Mailadresse haben, Vernetzung im überraschenden Ausmaß immer noch ein Fremdwort ist.
In vielen dieser Kleinunternehmen haben Netzwerklösungen den Nimbus der teuren Hardware, der komplizierten Installation und lösen ein allgemeines Unsicherheitsgefühl aus. Wie erkenne ich Hacker-Attacken? Was ist gegen Viren und Würmer zu tun? Was ist die geeignete Netzwerkverkabelung? Wie schauts mit dem täglichen Support aus?
Konzentration auf praxisnahe Lösungen für KMU's
Konsequenterweise versucht daher der Veranstalter in seiner parallel durchgeführten Veranstaltungsserie den 'Nutzen der IT' hervorzukehren. Hier finden sich praktische Tipps zur Spam-Abwehr, IT-Sicherheit, IP-Networking, WLAN-, Verkabelungs- und Speicherlösungen.
Auch die Ausstellerkonzentrieren sich auf den mittelständischen Hoffnungsmarkt. Gutes Interesse finden Anbieter, die sich auf die Lösung ganz praktischer IT-Probleme konzentrieren, wie Spam-Abwehr/Viren-Schutz, Firewall-Lösungen, WLAN-Lösungen, Verkabelung und die sichere (physische) Verwahrung von Netzwerkkomponenten.
Der taiwanesische Komponentenhersteller d-link, mit einem starkem Europafokus, präsentiert unter anderem seine neue 108Mbit-WLAN-Lösung und kündigt auch ein neues Firewall-Produkt an, das besonders für KMU-Unternehmen geeignet ist. Neben verschiedenen Filtermöglichkeiten werden DES- und 3DES-Verschlüsselung unterstützt und bis zu 200 IPSec-VPN-Tunnels serviciert. Gerade im KMU-Bereich kommt oft eine nachträgliche Leitungsverlegung nicht in Frage, 108Mbit sind daher eine ernsthafte Alternative zur klassischen CAT5-Verkabelung. Die Firewall-Lösung entstand in Kooperation mit einem schwedischen Entwicklungsteam und unterstützt damit auch eine von den USA unabhängige Positionierung im IT-Sicherheitsbereich.
Während die Belästigungen durch Viren und Würmer immer stärker von den Unternehmen wahrgenommen wird, werden oft die ganz praktischen, unspektakulären, aber folgenreichen Bedrohungen durch Verschmutzung, elektrostatische Aufladung und Überspannungen in den Netzwerken unterschätzt.
mobile-service und e-government erleben ihren alljährlichen Aufguss
Für den Veranstalter offenbar unerlässlich ist der alljährliche Versuch mit Modethemen (neudeutsch: Hype) Aufmerksamkeit zu erregen. Gerade zum Themenkreis e-government konnte jedoch nichts substantiell Neues gebracht werden. Der Grund ist simpel. Verwaltungsvereinfachung ist kein technisches Problem, sondern ein organisatorisch-rechtliches und daher auf einer Technikermesse deplaziert. Und gute e-government-Lösungen sind selten, die wenigen bestehenden der Öffentlichkeit schon seit längerem bekannt, haben aber den Nachteil nicht den neuen Regierungsvorgaben zur Bürgerkarte zu entsprechen.
Einige große Anbieter fehlen
Ob die Exponet in der jetztigen Form Zukunft hat, muß - noch - unbeantwortet bleiben. Einerseits ist das Fehlen mancher großer Anbieter, wie Microsoft, auffällig, andererseits kämpft die Messe mit dem übermächtigen Konkurrenten CeBit, knapp ein Monat später. Warum sollte ein Hersteller ein neues Produkt in Wien vor ein paar Hundert Besuchern präsentieren, wenn es ein Monat später vor mehreren tausend möglich ist. Die letzten Neuerungen wird man daher vergeblich suchen.
Für die Messe sinnvoll wäre eine straffere Konzetration auf praktische Netzwerkfragen für KMU's, solange bis der letzte Installateur - sicher - vernetzt ist.
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